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Architekten.
fach praktisch durchgeführten Systems kunstgemässer Stadteanlagen unter den
Architekten eine Stelle verdientrhat K. F. Hermann (in einem Programme zum
20. Aug. 184-1, Marburg) in so eingehender Weise gehandelt, dass wir uns hier
begnügen dürfen, aus dieser Arbeit nach ihren Hauptresultaten einen Auszug
zu geben. Hippodamos war der Sohn des Eurykoon: diese Namensform setzt
Hermann aus Photius (p. 111 : "Innoöriiarßv väpeotg) an die Stelle der minder guten
Euryphon bei Aristoteles (polit. II, 5) oder Euryboon bei Hesychius (s. v. 7mm-
öziitov vänryotg). Sein eigentliches Vaterland war nach Aristoteles Milet; dass
ihn Photius daneben auch noch Thurier nennt, erklärt sich dadurch, dass er
zu den Gründern dieser Stadt gehörte (Hesych. I. l., wo für ysroimjoag sig 0a-
rvgixozig längst 28g Govgtaxoüg emendirt ist). NVeshalb als eine dritte Heimath
vom Scholiasten des Aristophanes (Equitt. 827) Samos angeführt wird, vermögen
wir nicht nachzuweisen. Bei der Zeithestimmung müssen wir davon ausgehen,
dass die Stadtanlage des Peiräeus von allen obigen Gewührsmännern als sein
Werk hingestellt wird, und dass Strabo (XIV, 654) den Architekten dieses Ortes
und der Stadt Rhodos als eine und dieselbe Person bezeichnet. Dazu kömmt
seine Theilnahme an der Gründung von Thurium und die Erwähnung seines
Sohnes Archeptolemos in den Rittern des Aristophanes. Rhodos ward 01.93, 1
neu erbaut (Diodor. XIII, 75), Thurium im Anfange der 84-sten Olympiade ge-
gründet (vgl. Clinton fasti s. a. 4-43). Wenn nun die Anlage des PGlPäGUS ge-
wöhnlich auf Themistokles zurückgeführt wird, so darf doch nicht übersehen
werden, dass genauer genommen ihm doch nur die Anlage des Hafens und der
Befestigungen zukommt. Das Bedürfniss einer Stadtanlage mochte sich erst
bei der Vermehrung des Verkehrs in diesem Hafen zeigen, und sie kann daher
sehr wohl erst der perikleischen Epoche angehören, d. h. der Gründung von
Thurium nur um wenige Jahre vorangegangen sein.
Sonach hätten wir bis jetzt als zwei die Thätigkeit des Hippodamos be-
grenzende Punkte etwa Ol. 83 und 93 gefunden; und es fragt sich daher nur,
wie sich hiermit eine letzte chronologische Bestimmung vereinigen lässt. Die
Ritter des Aristophanes wurden Ol. 88, 4 aufgeführt; damals aber war der Sohn
des Hippodamos, Archeptolemos (v. 327 u. 794), bereits eine politisch bedeutende
Person, also wohl kaum weniger als dreissig Jahre alt, so dass er schon vor
Ol. 82 geboren sein musste. Wollten wir nun für den Vater zur Zeit der Ge-
burt des Sohnes ebenfalls ein Alter von dreissig Jahren annehmen, so wäre er
allerdings bei der Gründung von Rhodos ein Greis von 76 Jahren gewesen.
Doch hindert uns nichts, davon einige, etwa sechs Jahre in Abzug zu bringen.
Dass aber die Rhodier einem siebzigjährigen, in seinem Fache bewahrten Manne
die Leitung der Stadtanlage übertrugen, kann bei den zahlreichen Beispielen
eines geisteskräftigen Greisenalters unter den Griechen keineswegs als etwas
Unerhörtes erscheinen; wenigstens müssen uns diese abhalten, die Annahme
derer zu theilen, welche im Widerspruch mit den Nachrichten der" Alten, die
nur einen Hippodamos kennen, zwei Männer dieses Namens unterscheiden
wollen. Wir begnügen uns, auf die Hauptpunkte der Hermann'schen Erörte-
rungen über die Zeit des Hippodamos hingewiesen zu haben, um jetzt, eben-
falls nach Hermann, noch Einiges über die geistige Eigenthümlichkeit des Mannes
hinzuzufügen. Diese beruht ihrer Grundlage nach darauf, dass er durchaus der