Verzeichniss.
Alphabetisches
241
über Makedonien (605 d. St.) erbaut worden. Allerdings ist nun nach den Frag-
menten des laapitolinischen Stadtplans der Tempel des Juppiter kein voll-
kommener Peripteros, da ihm die Säulen an der Rückseite fehlen, was Vitruy
nicht bemerkt, während er es an dem zugleich erwähnten Tempel des Honor
und der Virtus ausdrücklich hervorhebt. Allein es ist sehr möglich, dass zur
Zeit des Augustus, als die ganze Anlage mannigfachen Veränderungen unter-
worfen wurde, auch der Tempel seine ursprüngliche Gestalt eingebüsst hat.
Während nun die Erbauung der Tempel des Juppiter und des Mars nur durch
einen Zwischenraum von wenigen Jahren getrennt ist, glaubte man das Leben
des Hermodoros viel weiter ausdehnen zu müssen, indem man annahm, dass
M. Antonius, welcher 610 d. St. geboren und 654 Gonsul war, einmal die Ver- 353
theidigung des Künstlers geführt habe, laut einer Angabe Gicero's de orat. I, 14-.
Der Zusammenhang dieser Stelle ist aber folgender: Physik, Mathematik, Künste
sind Studien, die für sich bestehen: will man sie aber durch die Rede ver-
herrlichen, so muss dies durch rednerische Kunst geschehen, und wenn z. B.
Philo bei den Athenern seinen Plan zu einem Arsenal durch eine ausgezeichnete
Rede zur Ausführung zu bringen wusste, so war er, indem er dies that, nicht
Architekt, sondern Redner. Eben so hätte aber Antonius (ein Theilnehmer des
von Gicero Hngirten Gespräches), wenn er für Hermodor über die Anlage der
Navalien zu reden gehabt (si fuisset dicendum), vom Künstler unterrichtet auch
über eine ihm fremde Kunst sprechen können. Dass der Navalien gedacht wird,
hat also offenbar seinen Grund in der Gegenüberstellung mit Philo. Dass eine
Rede von Antonius wirklich gehalten, wird aber nirgends gesagt, eben so wenig,
dass Hermodor und Antonius gleichzeitig gelebt. Wir dürfen also aus Gicero
nichts weiter schliessen, als dass Hermodor seine Kunst auch an Bauten für die
Navalien in Rom bewährt habe, von denen uns aber keine weitere Kunde er-
halten ist.
Herrn 0 genes.
Als seine Vaterstadt ward früher Alabanda in Karien angenommen; doch ist die
darauf bezügliche Stelle Vitruv's III, 2, 6: pseudodipteri exemplar Romae non
est, sed Magnesiae (in aede) Dianae Hermogenis Alabandi et Apollinis a Me-
nesthe facta, von Marini (wie der Sache nach schon von Hirt: Gesch. d. Bau-
kunst III, 17) richtiger gefasst, wenn er schreibt: Dianae Hermogenis et Ala-
bandis Apollinis. Indessen werden wir ihn immer für einen Kleinasiaten halten
dürfen, da sich seine Thätigkeit an den erwähnten Tempel zu Magnesia und
an den des Dionysos zu Teos knüpft, über Welche er auch Schriften hinterliess:
Vitr. VII, praef. 12. Seine Zeit lässt sich nicht ganz lest bestimmen. Die An-
nahme, dass er um die Zeit Alexanders gelebt haben möge, beruht zunächst
Wohl nur darauf, dass er, wenn auch von Vitruv (IV, 3) im Gegensatz zu seiner
eigenen Zeit den antiqui architecti beigezählt, doch schon zu den mehr theo-
retisirenden Künstlern gehört und als solcher neben dem Erbauer des Mauso-
leum genannt wird. Einigermassen bestätigt wird aber diese Annahme durch 359
die bisher nicht in Betracht gezogene Nachricht Str-abois (XIV, 647), dass das
Heiligthum der dindymenischen Mutter zu Magnesia zu seiner Zeit nicht mehr
bestand, da die Stadt nach einem andern Orte verlegt war. Da nun die Frau
Oder die Tochter des Themistokles noch Priesterin des Tempels gewesen sein
Brunn, Geschichte der griechischen Künstler. II. 2. Aufl. 16