Historischer
Ueberblick.
Krieges vollendete Tempel zu Phigalia doch a.ls sein Werk bezeichnet wird.
lhm zunächst an künstlerischem Buhme steht Mnesikles; zwar wird ihm nur
ein einziges Werk beigelegt, allein dieses eine, die Propyläen, gehört zu den
vollendetsten, welche wir kennen. Unbestimmter sind unsere Nachrichten über
den Urheber des dritten bedeutenden Bauwerkes auf der Akropolis, des Erech-
theum. Archilochos, welcher um geringen Lohn arbeitet, kann als Architekt
natürlich nur eine untergeordnete Stellung eingenommen haben. Aber auch
hinsichtlich des Philokles, welcher in der Rechnungsablage neben den Magi-
straten genannt wird, kann es zweifelhaft erscheinen, ob er nicht vielmehr als
öffentlicher Beamter zu betrachten ist, denn als eigentlicher Urheber des Planes
und Leiter des Baues. Vollendet ward das Erechtheum erst während des pelo-
ponnesischen Krieges, durch dessen unglücklichen Ausgang nicht weniger die
Macht des Staates als die Blüthe der Kunst für längere Zeit gebrochen wurde.
Blicken wir auf das übrige Griechenland, so mögen die Tempel von Delphi
und Olympia erst in dieser Zeit vollendet worden sein: wenigstens erhielten
sie jetzt erst ihre letzte Zierde durch Werke der Sculptur. Von bedeutenden
Tempelbauten, ausser dem phigalischen, wird sonst nur einer namhaft gemacht,
der der argivischen Hera, welcher nach dem Brande Ol. S9, 2 von einem ein-
heimischen Künstler, Eupolemos, ausgeführt ward. Der Tempel der Athene
Ghalkioikos zu Sparta, das Werk des Gitiades, scheint mehr wegen seines
plastischen Schmuckes, als wegen seiner architektonischen Vollendung merk-
würdig gewesen zu sein. Ausserdem mögen hier noch Antiphilos, Po-
thaeos und Magakles als Erbauer eines Schatzhauses unmittelbar nach den
Perserkriegen angeführt werden.
Die stylistischen Grundformen für diese Bauten waren bereits in der früheren
Zeit gegeben; und es verdient in dieser Beziehung nur Beachtung, dass jetzt
der ionische Styl auch in Attika Eingang findet. Der Fortschritt der Ent-
wickelung zeigt sich zunächst in der feineren Durchbildung der einzelnen Glie-
der, wovon uns namentlich die athenischen Bauten die glänzendsten Beweise
gewähren. Sodann aber offenbart sich die Schöpfungskraft eben dieser attischen 329-
Kunst in der Benutzung und Verwendung der bereits bekannten Formen zur
Lösung von Aufgaben, welche durch besondere praktische oder religiöse Zwecke
oder durch locale Verhältnisse ein Abgehen von den gewöhnlichen Dispositionen
nöthig machen. Von dieser Art sind die Propyläen, das Erechtheum, das Tele-
sterion zu Eleusis, also Werke, welche gerade zu den berühmtesten dieser
Periode gehören.
Aber noch andere Forderungen durchaus neuer Art stellte diese Zeit. In
die Periode der Perserkriege fällt die Ausbildung der dramatischen Poesie, und
mit ihr geht die Ausbildung des Theaterbaues Hand in Hand. Die Aus-
schmückung der Scene ist zunächst mehr Aufgabe der Malerei: hier erwirbt
sich zuerst Agatharchos Ruhm, und zur [ürgrtindung der hierbei in Betracht
kommenden optischen Gesetze wirken, ohne selbst Künstler zu sein, Demokrit
und Anaxagoras auf wissenschaftlichem Wege. Doch begegnen wir etwas später
auch der Vereinigung des Architekten und Scenenmalers in einer Person, in
der des Kleisthenes, Vaters und in seiner Kunst auch Lehrers des Philo-
sophen Menedemos. Hinter der Ausbildung der Scene blieb aber die der