Die
der Diadochenperiode.
Malerei
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Aias nach der Ermordung der Heerden nicht gerade zu widerstreiten. Denn
ist auch da der Zorn bereits der Reue und Schaam gewichen, so ist doch jener
Zorn der Grundzug im Wesen des Aias, aus dem sich sein ganzes trauriges
Geschick entwickelt, und als solcher musste er auch, selbst als er schon ge- 278
brechen, noch durch jede andere Stimmung durchleuchten. Wenn wir demnach
dem Zeugnisse des Philostratus als eines Gewährsmannes, der ja auch sonst
mit Kunstwerken sich vielfältig beschäftigt hat, ein höheres Gewicht beilegen,
S0 müssen wir allerdings den leitenden Gedanken des Künstlers bei der Ver-
bindung des Aias niit der Medea nicht darin suchen, dass er beide in durchaus
gleicher Situation darstellen wollte, sondern vielmehr darin. dass er jene Wuth,
Welche nicht selten bei den Alten als durch die besondere Einwirkung von Dä-
monen, wie Oistros und Lyssa, hervorgerufen erscheint, in dem einen Bilde vor
dem Eintritt der Katastrophe, in dem anderen schon in ihren Consequenzen
zeigte, nach einem Princip der Gompostion, welches auch sonst vielfältig bei
der Auswahl zusammengehöriger Werke in Anwendung gekommen ist. Hin-
sichtlich der Medea ist wenigstens so viel sicher, dass für ihre Darstellung der
Moment vor der That gewählt war, wo sie zwar das Schwert schon in der Hand
hält, aber noch unschlüssig erscheint, ob sie den Mord an ihren eigenen Kin-
dern vollziehen soll, indem der Zorn über Jason und das Mitleid mit den Kin-
dern noch mit einander kämpfen. Das lehren uns namentlich die Epigramme;
und wir vermögen danach auch die Figur der Medea in einem Wandgemälde 1)
als der Auffassung des Timomachos entsprechend nachzuweisen. Nicht so be-
stimmt lässt sich darüber urtheilen, ob auch die Kinder neben der Mutter in
dem Bilde angebracht waren. Da sie sich indessen auf den von Lucian 2) und
Lucilius 3) erwähnten Gemälden Enden, wo wir dem Zusammenhange nach eine
Beziehung auf das Werk des Timomachos als die berühmteste Darstellung
dieses Gegenstandes nicht wohl abweisen können, so ist es mindestens sehr
Wahrscheinlich, dass auch Timomachos den Kontrast mit den in naivster Un-
Schuld spielenden Kindern benutzt habe, um das Vorhaben der Medea in um
S0 grellerem Lichte erscheinen zu lassen 4). Wie dem aber auch sei, so war
in dem Gemälde das Grässliche der That selbst durchaus vermieden; und es 279
erklärt sich daher nur aus einer moralischen, nicht künstlerischen Betrachtung-s-
Weise, wenn Plutarch 5) dem 'l'imomachos aus der Wahl des Gegenstandes einen
Vorwurf macht. In diesem Sinne glaube ich auch das Epigramm des Phi-
lippus Ü) auffassen zu müssen, welches Lessing 7) auf die Medea eines andern
1) Mus. Borb. X, 21. 2) de clomo c. 31. 3) Aet-na v. 594. 4) Hinsichtlich des Lu-
cihus hegt Welcker (a. a. O. S. 455) einigen Zweifel, indem ja des 'l'i1non1achos NIedea
sich zu Rom befunden habe, Lucilius sie aber unter Dingen anfiihre, deren wegen von dem
Liebhaber wohl Reisen über Land und Meer unternommen würden. Dass übGl'd8l'.Di0l1tEl'
VOR seiner Aufzählung die in Rom zuszunmengehänften Schätze keineswegs aussehliesseu
Will, lehrt z. B. die zugleich erwähnte Anadyomene des ApelleS, Welche ja ebenfalls in Rom
aufgestellt war. 5) de aml. poet. p. 18 A. ,
G) Tfg 0'011, Kolgi; ziZU-equs, (Ivväyglcrpäv aizuw U-vAuov;
11'; zul 511 eföußlq) flrigßrzgov {fQyrZünc-ro;
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(Yeüregog, Tlullzq; 11'; 2mm 60k ngöqrrung;
3996 zul 511 zryylß, nauloznive m51: yäQ (Äuärgwv
Crllw-u ü; Ä llälea; zu), ygarlvi; ufrifi-averao.
Für aig {Ä 05km; conjicirt Jacobs Äumiuläog. 7) Lack. Kap. 3.