Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

Die Maler vom Ende des peloponn. 
Krieges bis zum Tode Alexanders d. 
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S0 verdankt sie dies Weniger ihrem religiösen, als ihrem poetischen Gebalte, 
ihrem Reichthume an künstlerischen Motiven. Denn wegen Welcher Eigen- 
schaften werden diese Werke gepriesen? Hier ist es der höchste Reiz der 269 
sinnlichen Erscheinung, wie bei der Aphrodite des Apelles, oder der Ausdruck 
heroischer Kraft, wie in dem Theseus des Euphranor; dort ist es die Schilde- 
rung der mannigfaltigsten Stimmungen der Seele und des Gemüthes; ander- 
wärts wieder liegt das Verdienst in den schlagenden Gegensätzen wider- 
sprechender Charaktere, in den durch sie herbeigeführten Conflicten und deren 
überraschender Lösung: also in Momenten, welche auch unabhängig von der 
bestimmten mythologischen Handlung oder Situation wiederkehren könnten. 
Wir wollen diese Leistungen keineswegs gering anschlagen; aber hier, wo es 
sich um ihre historische Würdigung handelt, dürfen wir doch nicht unterlassen, 
darauf hinzuweisen, dass von jener tief religiösen Auffassung, von jenem Ethos 
der polygnotischen Kunst, wenigstens so weit die uns erhaltenen Nachrichten 
reichen, in der vorliegenden Periode keine Spur mehr zu finden ist, ja fast 
möchten wir sagen, sich nicht finden kann: denn sie sind überhaupt aus dem 
griechischen Leben dieser Zeit verschwunden und haben häufig sogar gerade 
entgegengesetzten Geistesrichtungen Platz gemacht. Was über die noovoygotrpot 
mehr angedeutet, als bestimmt ausgesprochen wird, kann immerhin zum Be- 
lege dienen, dass die Kunst auch von diesem Wechsel der sittlichen Anschau- 
ungen nicht unberührt geblieben ist.  Minder ungünstig wird derselbe be- 
greiflicher Weise auf die eigentliche Historienmalerei eingewirkt haben. Ja 
wenn wir an die marathonische Schlacht in der Poikile zurückdenken, in welcher 
Götter und Dämonen mit den Sterblichen gemischt erschienen, so dürfte man 
fast dieses Gemälde, wenn auch nicht dem Stoffe, so doch der Auffassung nach, 
der Klasse der religiös-mythologischen Werke beizählen, und die eigentliche 
Historienmalerei überhaupt erst in die spätere Periode setzen. Leider sind nur 
unsere Nachrichten zu lückenhaft, um ein umfassendes Urtheil zu begründen. 
Ja wenn auch von Pamphilos, Philoxenos, Euphranor, Helena u. a. Schlacht- 
bilder und zuweilen in besonders rühmender Weise angeführt werden, so würden 
wir doch dhne das uns erhaltene Mosaik der Alexanderschlacht durchaus nicht 
im Stande sein, von den Leistungen der Griechen auf diesem Gebiete uns einen 
auch nur annähernd richtigen Begriff zu machen. Hier sei zunächst nur darauf 270 
hingewiesen, dass trotz so hoher Vortrefflichkeit sich doch nirgends bis an das 
Ende der vorliegenden Periode eine eigentliche Schule der Historienmalerei 
findet. Was die Sikyonier zu ihrer Förderung heitrugen, ward bei Gelegenheit 
des Pausias erwähnt; sonst darf man ihrer ganzen Geistesrichtung nach die 
Attiker für noch mehr befähigt halten, darin Grosses zu leisten; und dass sie 
Wenigstens nicht zurückblieben, zeigt der Ruhm des Schlachtbildes von Euphranor. 
Wenn sie sich nicht noch mehr und nicht ausschliesslicher auf diesem Gebiete 
bewegten, so hat das seinen Grund offenbar darin, dass Athen als Staat nicht 
mehr geneigt und nicht fähig war, die Pflege dieses Kunstzweiges zu über- 
nehmen. Dies hätte man nun wohl von Alexander erwarten sollen. Aber ist 
ES ein blosser Zufall, dass nirgends erzählt wird, Alexander habe von einem 
namhaften Künstler die bildliche Darstellung einer seiner Schlachten verlangt, 
Während doch z. B. Philoxenos eine solche für Kassander malte, und Lysipp
	        
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