Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

Die Maler vom Ende des peloponn. 
bis zum Tode 
Krieges 
Alexanders d. 
145 
sie aufkaufen, um sie als seine eigenen wieder zu verkaufen, wodurch die Rho- 
dier aufmerksam wurden und den Künstler fortan besser belohnten 1). Als ihm 
dagegen ein Maler ein Bild zeigte und sich mit der Schnelligkeit, in der es 
vollendet sei, brüstete, erwiderte er: „wohl sehe ich, dass es schnell gemalt ist; 
doch wundere ich mich, dass du von solcher Qualität nicht mehrere fertig ge- 
macht hast 2). Eben so bemerkte er, als einer seiner Schüler eine Helena mit 
dem Beinamen rrohixgvoog, der an Golde reichen, gemalt hatte: „Da du sie 
nicht hast schön malen können, hast du sie reich gemachtii)" Noch bekannter 
ist sein WVitzwort über einen Schuster. Er soll nemlich öfters seine beendigten 
Arbeiten in seinem Atelier so aufgestellt haben, dass die Vorübergehenden sie 
sehen und ihre Bemerkungen darüber machen konnten, während er hinten ver- 
steckt dieselben anhörte. Auf die Ausstellung eines Schusters hin, dass er an  
der Innenseite eines Schuhes einen Henkel zu wenig gemacht, änderte er seinen 
Fehler. Als aber dieser, hierdurch zum weiteren Urtheile sich berechtigt glau- 
bend, auch den Schenkel zu tadeln anfing, blickte Apelles zornig hervor, und 
fertigte ihn mit dem dadurch sprichwörtlich gewordenen: "Schuster, bleibe beim 
Leisten" ab 4). Eben so freimüthig verfuhr er aber auch mit Alexander, welcher 
ihn häufig bei der Arbeit besuchte. Denn als dieser einst über Malerei ziem- 
lich unverständig schwatzte, rieth er ihm zu schweigen, damit er nicht von den 
Jungen ausgelacht werde, welche Farbe rieben 5). 
Blicken wir nach dieser Abschweifung wieder auf die Uebersicht der Werke 
des Apelles zurück, so kann ich nicht umhin, die Aufmerksamkeit zunächst auf 
eines derselben von einer sehr scharf ausgeprägten Eigenthümlichkeit zu lenken, 
nemlich die Darstellung der Verleumdung: sie ist das malerische Seitenstück 
zu dem plastischen Kairos des Lysipp, eine vollständige Allegorie. Dass wir, 
in dem Gemälde nicht die Häufung der Attribute finden, wie in der Statue, er- 216 
klärt sich aus der Verschiedenheit der Kunstgatttmg, welche es erlaubte, den 
Gedanken in mehreren Figuren zu entwickeln und dieselben durch eine Art 
von Handlung in Verbindung zu setzen, einer Handlung freilich ohne alles in- 
dividuelle Gepräge und eben nur erfunden, um Begriffe in ihrem Verhältniss 
zu einander zu verknüpfen. Sonst aber sind beide Werke durchaus derselben 
Richtung entsprungen: nemlich der retlectirenden, nach Begriffen scheidenden 
Thätigkeit des Geistes. Wenn sich nun dieselbe unerwartete Erscheinung bei 
zwei auch in ihrer äussern Stellung so verwandten gleichzeitigen Künstlern 
wiederlindet, so muss dies ihre Bedeutung für uns nur erhöhen und uns ver- 
anlassen, ihren tieferen Gründen aufmerksamer nachzuforschen. Hinsichtlich 
des Lysipp haben wir bereits den Beweis zu führen gesucht, dass ihm über- 
haupt diejenige Phantasie, welche zur Schöpfung geistiger Ideale nothwendig 
War, das eigentliche poetische Gestaltungsvermögen gefehlt habe. Es wird nicht 
schwer halten für Apelles dasselbe zu thun, wenn wir nur das Feld seiner 
Thätigkeit genauer überblicken. Die Mythologie, Sonst der Hauptquell künst- 
lerischer Schöpfungen, hat bei der Wahl der Gegenstände nur noch einen sehr 
1) P1111. 35, 88. 2) Plut. de educ. p. 6 F. B) Clem. Alex. protrept. II, 12. 4) Plin. 
35. 85; Valer. Max. VIII, 12, ext. 3. 5) Plin. 35, 85; wogegen Plut. de discr. adul. et am. 
p. 58 D dasselbe von Alaelles und dem Megabyzos, Aelian v. h. II, 2 von dem lezteren 
und Zeuxis erzählt. 
Brunn, Geschichte der griechischen Künstler. II. 2. Anti. 10
	        
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