Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

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Die 
Maler; 
eine Symholisirung" hier der religiösen, dort der politischen Ordnungen abge- 
sehen sein mochte. Die Beziehung auf eine bestimmte Gegenwart erhielten als- 
dann beide Bilder durch das dritte: 
Das Reitertreffen, durch welches kurz vor der berühmten Schlacht bei 
Mantinea die Athener diese Stadt gegen einen Ueberfall der Reiterei des Epa- 
minondas mit dem glücklichsten Erfolge vertheidigten. Nach Pausanias waren 
in dem Gemälde unter den Athenern Gryllos, Xenophons Sohn, und unter den 
Thebanern Epaminondas besonders ausgezeichnet, und zwar sollte dargestellt 
sein, wie der Erstere den Letzteren verwunde; vgl. VIII, 11, 6; IX, 15, 5. Die 
Bevorzugung des Gryllos erklärt sich hinlänglich daraus, dass ihm in diesem 
Treffen der Preis der Tapferkeit zuerkannt wurde, vielleicht eben deshalb, weil 
der feindliche Filhrei" durch seine Hand gefallen sein mochte. Nur konnte dieser 
nicht Epaminondas sein, da er nach glaubwürdigen Zeugnissen an dem Kampfe 
nicht persönlich Theil nahm; vgl. die ausführlichen Erörterungen von Schäfer 
im Rhein. Mus. N. F. V, S. 58 fg.  
184 Ueber den Geist der Darstellung giebt Plutarch (a. a. O.) einige Winke.  
Eine Copie dieses Gemäldes sah Pausanias in Mantinea: VIII, 9, 8. 
Von dem vierten Werke sagt Plinius: „Ein berühmtes Bild von ihm ist 
zu Ephesos: Odysseus, der in erheucheltem Wahnsinn einen Ochsen mit 
einem Pferde zusammengespannt hat, nachdenkende Männer im Mantel, und 
der Führer, welcher das Schwert einsteckt." Richtig hat, wie schon v. Jan ver- 
muthete, Bergk 1) diese sämmtlichen Figuren auf ein einziges Bild bezogen, 
nach Anleitung einer Stelle des Lucian2), in welcher ein ähnliches, wenn nicht 
dasselbe Gemälde beschrieben wird: „Es folgt das Bild des Odysseus im Wahn- 
sinn, nemlich weil er nicht mit den Atriden fortziehen Will. Die Gesandten 
sind jedoch schon da, ihn zu rufen. Und seine ganze Verstellung ist sehr täu- 
schend angelegt, das Gespann, der Mangel an Uebereinstimmung der Joch- 
thiere, die Unwissenheit über das, was vorgeht; und doch wird er über dem 
Knaben ertappt. Denn Palamedes, des Nauplios Sohn, erkannte wohl, um was 
es sich handelte, raubt den Telemach, droht ihn, die Hand am Schwerte, zu 
morden, und erheuchelt dem verstellten Wahnsinn gegenüber selbst Zorn. Odys- 
seus aber wird durch diese Furcht wieder vernünftig, zeigt sich als Vater und 
lässt ab von seiner Verstellung." Hier stimmt fast alles mit Plinius überein: 
erheuchelter Wahnsinn, ungleiches Gespann, die Gesandten wohl als aufmerk- 
same Zuschauer (palliati cogitantes), Palamecles als ihr Anführer zwar nicht 
eigentlich das Schwert einstcckend (gladium condens), aber, wie Berg-k meint, 
mitnder Hand an dem halb entblössten Schwerte, so dass der Zuschauer unge- 
wiss sein konnte, ob es herausgezogen oder eingesteckt werde. Dass also Lucian 
die Gomposition des Euphranor beschreibe, kann kaum zweifelhaft sein. 
Es leuchtet ein, dass aus den bisher angeführten Nachrichten ein Einfluss 
des Aristides auf Euphranor als seinen Schüler sich nicht unmittelbar nach- 
weisen lässt. Wenn nun auch Plutarch von dem Bilde der Schlacht bei Man- 
185 tinea bemerkt, dass es in der Auffassung einen nicht geringen Grad von Be- 
geisterung zeige, und dass man das Zusammenprallen im Treffen und den 
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