Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

110 
Maler. 
Die 
sonach nur die Schwierigkeit übrig, sein Verhältniss zu Nikomachos festzustellen. 
Nach der Lesart der Bamberger Handschrift heisst es nämlich bei Plinius 1): 
Nikomachos hatte zu Schülern Aristo seinen Bruder, und Aristides seinen Sohn; 
nach allen übrigen Handschriften dagegen: Aristides, seinen Bruder und Aristo- 
cles seinen Sohn. Ich bemerke zunächst, dass wir Aristocles und Aristo für 
denselben Namen zu halten haben, indem Aristo n em leicht in Aristoclem oder 
Aristodem (Wie z. B. auch die Riccardfsche Handschrift hat) verderbt werden 
konnte. Es handelt sich also um eine einfache Umstellung von zwei Namen; 
und es fragt sich nur, ob die Bamberger Handschriftvauch hier, wie allerdings 
häufig, die Auctorität aller übrigen aufwiegen soll. Nehmen wir dies an, so 
werden wir freilich auch dadurch noch nicht in unlösbare Schwierigkeiten ver- 
wickelt, da es immerhin möglich ist, dass Aristides als Sohn noch bei Leb- 
zeiten seines Vaters einen berühmten Schüler, nemlich Euphranor, gehabt habe. 
163 Einfacher jedoch würde sich das Verhältniss im entgegengesetzten Falle ge- 
stalten, nemlich etwa folgendermassen: während Nikomachos als der ältere 
Bruder noch den Unterricht seines Vaters Aristiaeos genoss, besuchte nach 
dessen Tode der jüngere Aristides zunächst die Schule des Euxinidas, bis Niko- 
machos schon so weit fortgeschritten war, dass er selbst die weitere Bildung 
seines Bruders zu leiten vermochte. Eine bestimmte Entscheidung kann jedoch, 
wie nun einmal unsere Quellen beschaffen sind, nicht gegeben werden. Als 
Resultat können und dürfen wir aber festhalten, dass Aristides schon um 01_ 100 
in der Kunst thätig war, dass er also noch während der Epoche der Kleinasiaten 
geboren und doch, wie Plinius Y) angiebt, ein Zeitgenosse, wenn auch ein älterer, 
des Apelles sein konnte. 
Von Schülern des Aristides werden in einer Stelle des Plinius 3), wie Sie 
jetzt berichtigt ist, vier angeführt: zwei von ihnen waren zugleich seine Söhne: 
Nikeros und Ariston. Der dritte, Antorides oder, wie Letronne4) den 
Namen schreiben will, Ante norides, ist sonst unbekannt; um so mehr kommt 
aber der letzte, Euphranor, auch in chronologischer Beziehung in Betraght, 
Plinius 5) setzt ihn nach Pausias (post eum) in die 104-te Olympiade, obwohl 
auch des Pausias Thätigkeit damals erst begonnen haben mag. Zu der An- 
gabe der Olympiade aber veranlasste Plinius oder "seine Gewährsmänner, wie 
auch Sillig annimmt, offenbar das Gemälde der Schlacht bei Mantinea, welches 
von ihm selbst zwar nur als equestre proelium angeführt, aber anderwärts ge- 
nauer beschrieben wird 6). Diese Schlacht, zwar nicht die bekannte, sondern 
ein Reitertretfen, in welchem die Athener den Mantineern unmittelbar nach des 
Epaminondas fehlgeschlagenem Angriffe auf Sparta unverhoffte Hülfe brachten, 
fällt, wie jene, in das zweite Jahr der 104-. Olympiade 7). Eine zweite Zeitbe- 
Stimmung für Euphranor gewähren uns sodann die Statuen Philipps und Ale- 
xanders auf Viergespannen 8). Denn wenn dieselben auch noch während der 
Regierungszeit Philipps ausgeführt wurden, so geschah es doch gewiss erst in 
164 den letzten Jahren, als Alexander bereits das Jünglingsalter erreicht hatte, also 
Ann. delP Inst. 1845, 
7) Vgl. Schaefer im
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.