Bildhauer
In die sichere historische Zeit führt uns:
Antenor. Sein Werk waren die Statuen der Tyrannenmörder Harmodios
und Aristogeiton. Er lebte also nach Ol. 67, 3, aber auch vor Ol. 75, 1, da Xerxes
damals bei der Einnahme Athens die Statuen nach Asien wegführte. Sie wurden
indessen durch andere des Kritios ersetzt, denen sich in späterer Zeit noch andere
des Praxiteles anschlossen, bis endlich durch Alexander, Antiochos oder Seleukos
den Athenern die alten Bilder wiedererstattet und neben denen des Kritios in
der Nähe des Arestempels efufgestellt wurden (Pans. I, 8, 5. Arrian An. III, 16, 13;
VII, 19, 4. Plin. 34-, 70. Valer. Max. II, 10). In Athen wollte man neuerlich
die Inschrift dieses YVerkes wiedergefunden haben (C. Inscr. II, p. 840):
ANTINQP EYQPANQPOE
EFIOIHEEN TONAE APMOAIOY
15A: APIETOFEITSZNOE
Nach der Orthographie könnte sie nicht früher, als nach der Zurück-
erstattung der Bilder gemacht sein. Allein Stephani (Rhein. Mus. N. F. IV, 5)
konnte den Stein nicht finden, Rangabe (Rev. arch. II, p. 422) läugnet sogar
seine Existenz und weist mit Recht darauf hin, dass die ganze Fassung unantik
und fast sinnlos (16169), die Inschrift also im höchsten Grade verdächtig sei.
Mit der Vertreibung der Pisistratiden fallt auch die Erwähnung eines an-
dern Künstlers zusammen, des
Amphikrates. Sein Name ist zuerst von Sillig; an die Stelle von Iphi-
98 krates gesetzt und später durch die Bamberger Handschrift des Plinius (34, 72)
bestätigt worden. Das einzige von ihm bekannte Werk ist eine Löwin, über
welche Plinius Folgendes berichtet: Leaena war der Name oder Beiname einer
Hetaere des Aristogeiton, welche Hippias durch die Folter zum Geständniss über
die Mordpläne gegen seinen Bruder zu bringen versuchte; allein sie schwieg
standhaft bis zum Tode. Da nun die Athener ihr deshalb ein Denkmal errichten,
aber doch nicht geradezu eine Hetaere feiern Wollten, so stellten sie an ihrer
Statt das Bild des gleichnamigen Thieres auf und liessen, um die Schweigsam-
keit anzudeuten, durch welche sie eine solche Ehre verdient hatte, von dem
Künstler das Thier ohne Zunge bilden. Aus Pausanias (I, 23, 2) und Plutarch
(de garrul. 8) ersehen wir, dass diese Löwin am Eingange der Akropolis zu
Athen aufgestellt war. Von einer Verbindung des Antenor und Amphikrates
mit den alt-attischen Daedaliden schweigen unsere Quellen. WVir müssen in-
dessen Wegen des folgenden Künstlers noch einmal zu ihnen zurückkehren.
Endoeos.
Um unbefangen über diesen Künstler zu urtheilen, stellen Wir voran, was
wir von seinen lrVerken wissen. Diese sind:
1) ein sitzendes Bild der Athene, von Kallias geweiht und neben dem
Erechtheum auf der Akropolis von Athen aufgestellt: Paus. I, 26, 4. Ob sich
die Erwähnung einer sitzenden Athene bei Athenagoras (leg. pr. Chr. 14-, p. 60
ed. Dechair) auf dieses oder ein anderes Bild des Endoeos bezieht, lässt sich
nicht mit Bestimmtheit entscheiden, ist aber auch nicht von grosser Bedeutung.
Von einem Holzbilde, wie man geglaubt hat, sind die Worte des Athenagoras
nicht nothwendig zu verstehen; denn die Erwähnung des Oelbaumes bezieht