Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

Bihlhamuer. 
 3) Ein sitzendes Bild der Aphrodite aus Gold und Elfenbein in Korinth. 
Es trug auf dem Kopfe den Polos, in der einen Hand einen Mohnkopf, in der 
andern einen Apfel: Paus. II, 10,  
T7 4-5) Die Statuen des Apollo in Milet und in Theben. Bei Gelegen- 
heit des thebanischen bemerkt Pausanias (IX, 10, 2): dieser, der sogenannte is- 
menische, sei dem andern bei den Branchiden an Grösse gleich, und in seinem 
Erscheinen in nichts von ihm verschieden. YVer das eine der beiden Bilder 
gesehen habe und über den Künstler Linterrichtet sei, bedürfe keiner grossen 
Weisheit,- um das andere sogleich beim ersten Anblick ebenfalls als ein Werk 
des Kanachos zu erkennen. Nur darin bestehe der Unterschied, dass der bran- 
chidische von Erz, der ismenische von Holz gemacht sei. Auch an einer andern 
Stelle (II, 10, 5,1 erwähnt Pausanias beide Statuen als Werke des Kanachos. Nun 
sehen wir auf einer Reihe von milesischen Münzen einen Apollo von alterthtim- 
lichem Typus, den Bogen in der Linken, in der Rechten ein Hirschkalb haltend; 
und dieselbe Figur kehrt in mehrfachen Wiederholungen in Marmor und Bronze 
wieder 1). Es liegt daher nahe, alle diese Bilder auf ein berühmtes Original, 
und zwar das des Kanachos, zurückzuführen. Nur weiss ich nicht, ob und wie 
weit damit in Einklang zu bringen ist, was Plinius berichtet. Denn zu der 
Angabe, dass Kanachos einen nackten Apollo mit dem Beinamen Philesios im 
Didymaeon aus aeginetischer Erzmischung gemacht habe, fügt er noch folgende 
Beschreibung eines kunstreichen Beiwerkes: cervumque una ita vestigiis su- 
spendit ut linum subter pedes trahatur, alterno morsu digitis calceque ren- 
tinentibus solum, ita vertebrato dente utrisque in partibus ut a repulsu per vices 
resiliat. Die YVorte des Plinius leiden an vielfacher Unklarheit, und handelte 
es sich einzig um das mechanische Kunststück, das für den Kunstwerth des 
Ganzen gewiss ohne Bedeutung war, so möchte man die vorhandene Schwie- 
rigkeit ruhig bei Seite liegen lassen. Allein die ganze Beschreibung scheint 
sich auf eine von der obigen abweichende Darstellung des Gottes zu be- 
ziehen. Denn sei es, dass trotz der Uebereinstimmung aller Handschriften 
für cervus corvus zu schreiben 2), sei es, dass cervus beizubehalten ist, 
immer wird dieser Rabe oder Hirsch mit den erhaltenen Bildwerken nichts 
78 zu thun haben. Im zweiten Falle würde nach v. Jan's Bemerkung 3) der 
Hirsch auf eine Darstellung des Gottes deuten, wie diejenige ist, welche 
Pausanias an einer andern Stelle 4) beschreibt, und ein geschnittener Stein ö) 
sie uns wirklich zeigt: dass nemlich der Hirsch auf den Hinterfüssen empor- 
gerichtet von dem Gotte am Vorderbeine gefasst wird.  Indessen, so lange 
nicht eine klare unzweideutige Erklärung der Worte des Plinius gegeben ist, 
werden wir immer die Auctorität der milesischen Münzen als für uns bindend 
betrachten, und in ihnen und den verwandten Wiederholungen den Typus des 
Kanachos erkennen dürfen. Freilich gewinnen wir auch auf diese Weise noch 
nicht viel für eine schärfere Charakteristik des Künstlers. Denn gerade alter- 
thümliche Werke pflegen in Copien ihre feinere Eigenthümlichkeit einzubüssen, 
1) S. die Nachweisungen bei Müller ki. Sehr. U, S. 542 figd. Abbildungen bei Müller 
u. Oesterley D. a. K. I. T'ai". iV. 5') NVug-egen freilich Sold-an in der Zeitschrift f. Altw. 1541, 
S. 581 gewichtige Urriiildc geltend gemacht hat. 3) in der Jenaer Lit. Zeit. 1838, S. 25:3. 
Vgl. iVelcker zu Müllers Hdb.  S5. 4) X, 13, 5. 7') Müll. u. Oest. D. a. K. l, t. 1-3, 11. 61.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.