Die
Zllf
Kunst
griechisch e
Zeit
der
Herrschaft.
mischen
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diese selbst aber erstreckt sich nur auf den untergeordnetsten Zweig der künst-
lerischen Thätigkeit, und kann in ihrem einseitigen Hervortreten nur zum Nach-
theil des Ganzen wirken. So sehr uns also auch die eben behandelten Werke
durch die Schönheit ihrer ursprünglichen Erfindung anziehen mögen, so bleibt doch
dem Aristeas und Papias nichts übrig, als der Ruhm tüchtiger lllarmorarbeiter.
Von den Werken ihres Landsmannes Zeno kenne ich die syrakusanische
weibliche Gewandfigur nicht einmal durch eine Abbildung. Die Herme des
Vaticans ist ohne ein besonderes und eigenthümliches Verdienst. Die Statue
der Villa Ludovisi stimmt, wie bereits bemerkt wurde, in der Anlage mit dem
Marcellus des Capitols überein, und unterscheidet sich, wie diese, von den rö-
mischen Togaiiguren vortheilhaft durch die leichtere, mehr dem Griechischen
sich annähernde Gewandung". Aber gerade dieses Verdienst gebührt der Er-
iindung, und dem Zeno bleibt daher nur der Anspruch auf das Lob einer hin-
länglichen Gewandtheit in der Handhabung der technischen Mittel. Selbst diese
aber erscheint ViSCOIIti (op. var. I, p. 93) nicht gross genug, um Zeno für gleich-
zeitig init Aristeas und Papias zu halten; sondern er setzt ihn etwa ein halbes
Jahrhundert später.
Die Werke des Atticianus und Eutyches sind durchaus unbedeutend; und 595
sie haben für uns nur in sofern Werth, als sie uns zeigen, bis in wie späte
Zeit kleinasiatische Bildhauer oder Marniorarlaeiter nach Rom wanderten.
Die Grundzüge der ganzen Entwickelung dieser Schule bis an das Ende
ergeben sich sonach aus den wenigen erhaltenen Monumenten mit solcher Deut-
lichkeit, dass es kaum nöthig ist, sie nochmals kurz zusammenzufassen. Der
ganze Gang ist durchaus naturgernäss. Die einst bis auf das höchste gespannten
Kräfte fangen an zu erlahmen. Zuerst schwindet die poetische Schöpferkraft;
aber es bleibt die übrige künstlerische Meisterschaft. Auch diese verliert immer
mehr ihre höheren Eigenschaften, bis sie zu technischer Bravour herabsinkt und
endlich die Kunst in handwerksmässigem Betriebe ihr Ende erreicht.
Einzelne
Künstler
VOll
eigenthünllicher
Richtung.
Pasiteles und seine Nachfolger.
Der Name des Pasiteles ist früher vielfältig mit dem des Praxiteles ver-
wechselt worden. Die darauf bezüglichen Erörterungen zu wiederholen, ist in-
dessen nicht nöthig, da bereits Sillig (Amalth. llI, S. 293 flgd.) Ordnung: ge-
schafft hat, und seine Ansichten durch die später gefundene Bamberger Hand-
schrift des Plinius fast du1'cl1g'ängig' bestätigt worden sind. Das Vaterland
des Künstlers war Grossgriechenland, und, wie ausdrücklich bemerkt wird, er-
hielt er, Wahrscheinlich noch als Knabe, das römische Bürgerrecht, als es
(87 v. Chr. G.) den dortigen Städten allgemein ertheilt ward (Plin. 36, 40). Der
Ort seiner Thätigkeit war Rom, wie unter Anderem ein von Plinius berichtetes
Lebensereigniss zeigt. Als Pasiteles nemlich bei den Navalien, WO wilde Thiere
aus Africa zu sehen waren, einen Löwen nach dem Leben cisellirte, brach ein
Panther aus seinem Käfig aus, und der Künstler gerieth dabei in nicht geringe
Lebensgefahr. Seine Hauptthätigkeit fällt nach Plinius (33, 156) in die Zeit
des lhmpeius. Doch lebte er vielleicht noch 33 v. Chr. G., als der Porticus
des Metellus in Folge der Neubauten unter Augustus den Namen der Octavia