griechische
Die'
Kunst
Zeit
Herrschaft.
xischen
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Apotheose ohne die beigeschriebenen Namen selbst von einem Griechen nicht
würde verstanden worden sein. Denn unter den Figuren ist kaum ein e, welche
in früherer Zeit durch die Kunst eine typische Ausbildung erhalten hätte; ja
von den meisten können wir sagen, dass sie einer solchen überhaupt nicht
fähig sind; es sei denn, dass man dafür eine rein allegorische Darstellungs-
weise gelten lassen wollte, welche sich mit gewissen conventionellen Zeichen
begnügt. Wir haben es hier nicht mit wirklichen Personen oder mit göttlichen
Wesen zu thun, denen eine bestimmte Persönlichkeit beigelegt wird, sondern
mit Begriffen mehr oder weniger abstracter Art, die als solche verkörpert
erscheinen sollen. Wenn nun der Künstler diese Auffassung einer rein mytho-
logischen Behandlung seiner Aufgabe verzog, so konnte dies seinen Grund darin
haben, dass er absichtlich von der bisher den Griechen eigenthümlichen Weise
abweichen wollte, oder es fehlte ihm die freie poetische Schöpfer-gebe, und er
suchte dieselbe durch reflectirendes Denken zu ersetzen. Auf jeden Fall ist es 586
nicht die reine plastische Erscheinung der Gestalten, welche uns in seinem
Werke anzieht, sondern der Sinn, welchen er denselben hat beilegen wollen,
der uns aber ohne die Inschriften schwerlich klar geworden sein würde. Es
liegt im 'Wesen dieser reflectirenden und philosophirenden Richtung, dass sie
nach Begriffen scheidet und erst nachher diese einzelnen Begriffe wieder zu
grösseren Einheiten zusammenfasst. So erscheint der unvorgängliche, überall
hin verbreitete Ruhm des Homer durch zwei Personen, Arpövog und Oixovaäm],
vertreten. Was sich auf der Grundlage homerischer Poesie aus der Behandlung;
der Sage entwickelt hatte, huldigt ihm hier in den Gestalten der Toropta,
Hoivymg, Tpayogöta und Komcgöta; wozu uns die Betrachtung der Natur der Dinge
führen soll, das naht sich ihm als Lrlgsni, Jtävrjiny, Htong und Eörpta. Dennoch
ist der göttliche Sänger nicht selbt ein Gott: über ihm stehen die Musen, die
Töchter des Zeus und Begleiterinnen des Apollo. Nur die Gaben, mit xxrelchen
diese Himmlischen ihn ausgestattet, gewähren ihm unsterblichen Ruhm; aber er
empfängt ihn nicht als einer ihres Gleichen, sondern als ihr Vertreter auf Erden.
In allen diesen Beziehungen, deren viele noch unerforscht in dem Werke
liegen mögen, verräth sich sicherlich ein feiner Sinn; allein dennoch fühlen wir
nicht das Walten einer freien Poesie, sondern den mit Ueberlegung ordnenden,
nach gewissen Gesichtspunkten gliedernden und zusammensetzenden Geist des
Künstlers; und mehr als unsere Phantasie wird jedenfalls, indem wir diese Be-
Ziehungen verfolgen, unser Denkvermögen in Anspruch genommen. Leider sind
wir für jetzt nicht im Stande, aus dem bisher Gesagten bestimmte historische
Folgerungen abzuleiten, da über die Anwendung des Symbolischen bei den Griechen
und seine Umwandlung in die vollständige Allegorie noch keine zusammen-
hängenden Untersuchungen im Einzelnen vorliegen, allgemeine Behauptungen
aber, wie etwa, dass die Auffassung der Apotheose durchaus dem Geiste der
alexandrinischen gelehrten Epoche entspreche, nur geringen Werth haben können.
Eben so wenig finden wir, wenn wir jetzt das Werk unter künstlerischem
Gesichtspunkte betrachten, den Boden weit genug geebnet, um die nöthigen
Untersuchungen zu einem gewissen Abschlusse bringen zu können. Wir ver- 58T
missen namentlich eine Geschichte des Reliefs bei den Griechen, welche uns
auch nur die einfachsten Fragen über diesen Theil der Kunst klar und bestimmt