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Die Bildhauer.
bekannten Kleomenes recht wohl identisch sein. Denn nach den Buchstaben-
formen ist der Künstler der sogenannten Germanicusstatue schwerlich älter als
Asinius, welcher 713 Consul war. Die Inschrift der mediceischen Venus ist
leider in ihren ursprünglichen Formen sehr ungenügend bekannt. Dass der
in ihr genannte Kleomenes der Vater des andern war, ist allerdings nicht un-
wahrscheinlich, und in diesem Falle liessen sich alle die verschiedenen Erwäh-
547 nungen auf zwei Künstler zurückführen, welche im letzten Jahrhundert v. Chr.
lebten; ja, wenn wir bedenken, dass die Venus innerhalb des Porticus der
Octavia gefunden sein soll 1), so wäre sogar die Möglichkeit nicht abzuweisen,
dass sie ursprünglich zum Schmuck dieser Anlage gearbeitet wurde, als Augustus
sie erneuerte und erweiterte.
G. Avianius Euander.
Die Zusammenstellung der Nachrichten über ihn entnehme ich einem
Artikel Bergk's in der Ztschr. f. Altw. 184-7, S. 171. Die bekannteste Er-
wähnung des Euander findet sich bei Horaz, Sat. I, 3, 90:
Connninxit lecturn potus niensave catillum
Euandri inanibus tritum deiecit.
Dazu bemerkt der Scholiast aus den Schriften derer, welche sich mit den Per-
sonen bei Horaz beschäftigten: Euander sei ein Caelator und Bildhauer (plastes
statuarum) gewesen, welchen M. Antonius mit sich aus Athen nach Alexandrien
genommen habe, von wo er unter den Gefangenen nach Rom gebracht sei; und
hier habe er viele bewunderungswürdige Werke gemacht. Dass er noch unter
Augustus zur Zeit der Gründung des palatinischen Apollotempels thätig war,
geht aus Plinius hervor, welcher erzählt, dass der Statue der Diana im Apollo-
tempel, einem Werke des Timotheos, Avianius Euander (so schreibt den Namen
die Bamberger Handschrift) einen neuen Kopf aufsetzte (36, 82). Wie er zu dem
Namen Avianius gekommen sein mag, lässt sich aus einigen Erwähnungen bei
Gicero schliessen. Dieser nennt nemlich (ad fam. XIII, 2) als Patron des Euander
den M. Aemilius, welcher an zwei anderen Stellen (ad fam. XIII, 21 und 27)
nach den besten Handschiften selbst Avianianus, als Adoptivsohn eines Avianius,
heisst. In den Besitz des Letzteren mochte also Euander bei seiner Ankunft
aus Aegypten als Sklave gekommen und später freigelassen worden sein. Gicero
war mit ihm befreundet und liess z. B. durch Q. Fadius Gallus von ihm Kunstwerke
zum Schmucke seiner Villa kaufen (ad fam. VII, 23), nemlich ein Paar Bacchan-
tinnen, einen Mars und einen Trapezophoros. Da dieser Kauf indessen auf
einem Missverständnisse beruhte, und, wie es scheint, Cicero eigentlich Gemälde
548 zu erwerben wünschte, so kann es scheinen, dass Euander nicht nur Künstler,
sondern auch Kunsthändler und Restaurateur war, und die gekauften Werke
vielleicht aus älterer Zeit stammten; wofür auch der Umstand spricht, dass Da-
masippus sich bereit erklärt hatte, wenn Cicero auf den Kauf nicht eingehen
wolle, die Statuen zu übernehmen. Des Damasippus Liebhaberei war aber nach
Horaz (Sat. II, 8, 54-) vorzugsweise auf ältere Kunstwerke gerichtet.
Diogenes.
"Das Pantheon des Agrippa schmückte Diogenes von Athen, und seine
Sante
Fea
Bartoli
Misc.
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