Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

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Bildhauer. 
dadurch das Resultat, dass um das Jahr 500 d. St. in Rom zwei durchaus ver- 
schiedene Richtungen der Kunst, eine nationale und eine griechische. sich um 
die Herrschaft stritten. Wenn nun Mommsen (bei Jahn S. 61) wahrscheinlich 
gemacht hat, dass Novius Plautius ein Campaner war, also einer Provinz an- 
gehörte, in welcher der griechische Geist selbst zur Zeit der Römer seinen Ein- 
fluss behauptete, so werden wir uns der Ansicht zuneigen müssen, dass er der 
Künstler nicht der Deckelgruppe, sondern der gravirten Zeichnung war, und in 
Rom, wo er arbeitete, das Beiwerk erwarb, wie er es gerade vorräthig fand. 
Dafür spricht auch vielleicht noch der Umstand, dass nicht einmal zwischen 
533 dem Style der Deckelgruppe und der Reliefs am Fusse eine solche Ueber- 
einstimmung herrscht, wie wir sie bei Werken einer und derselben Hand er- 
warten müssten. 
Nicht ohne Interesse für die Beurtheilung der hier berührten Verhältnisse 
ist, was wir von zwei andern italischen Künstlern wissen. Der eine heisst 
C. Ovius. Sein Name findet sich auf dem unteren Rande einer kleinen 
Medusenbüste aus Bronze, welche in der Weise der imagines clipeatae als hohes 
Relief auf ebener Grundfläche hervorspringt. Die Inschrift lautet nach der ge- 
nauen Abschrift, welche Pre Marchi mir nach dem Original im Kircherschen 
Museum zu nehmen erlaubte: 
C - nvm  OVN IIIICT 
also G. Ovius Oufentina fecit. Die Tribus Oufentina wurde 436 d. St. (317 v. Chr.) 
gegründet: Liv. IX, 20. Das offene Ü aber lässt sich später als etwa 560 d. St. 
nicht nachweisen 1): Ovius lebte also zwischen der Mitte des fünften und des 
sechsten Jahrhunderts der Stadt. Eben dieses Ü, so wie H und l' fürE und F, 
sind aber namentlich den von Rom südlich gelegenen Provinzen eigenthüm- 
liche Buchstaben, und dort liegen ebenfalls manche der Tribus Oufentina an- 
gehörige Städte, so dass der Künstler wahrscheinlich in diese Gegenden gehört. 
Sein Werk nun zeigt einen freien entwickelten Styl, und wenn auch die Spuren 
 eines national-italischen Gepräges keineswegs gänzlich verwischt erscheinen, so 
lässt sich eben so wenig der läuternde Einfluss des Griechischen verkennen. 
Anders verhält es sich bei 
G. Pomponius. Er machte eine kleine Erzfigur, welche man, ich weiss 
nicht aus welchem Grunde, Juppiter benannt hat. Denn sie ist unbärtig, ohne 
Attribute und nur mit einem leichten Mantel bekleidet, welcher die Brust frei 
lässt. Auf diesem steht der Name des Künstlers in der Richtung des linken 
Schenkels, nach einer ebenfalls vom Pre Marchi verstatteten Abschrift, in fol- 
gender Fassung:  
C POMPONI (WIEN OPOS 
also G. Pornponi Quirina opus. Die Tribus Quirina ward erst 514 oder 516 d. 
Stadt errichtet: Liv. epit. lib. 19; und die Endung OS in OPOS scheint es nicht 
534 zu erlauben in eine viel jüngere Zeit herabzugehen 2), so dass die Inschrift mit 
dem zweiten punischen Kriege zusammenfallen mag und danach mit der eben 
behandelten des Ovius etwa gleichzeitig ist. Im Styl aber unterscheidet sich 
die Jünglingsfigur wesentlich von der Medusa. Sie zeigt keine Spur griechischen 
bei Jahn 
Mommsen 
Mommsen 
J ahn
	        
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