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Die Bildhauer.
Grunde vielleicht auch den Hegesias in die ihm abgesprochene Stelle wieder
einsetzen müssen. Bathgeber hat nemlich 1) darauf aufmerksam gemacht, dass
auf Münzen von Parion ein Herakles abgebildet ist, in welchem eine Nach-
bildung der von Plinius erwähnten Statue mit einiger Wahrscheinlichkeit vor-
ausgesetzt werden darf. Dieser aber ist dem farnesischen des Glykon durchaus
ähnlich. Die Bezeichnung als Stieropferer würde also auf ihn nicht passen,
und der Buthytes als ein vom Herakles verschiedenes Werk zu betrachten sein.
Diesen Schwierigkeiten gegenüber ziehe ich es vor, für jetzt einer bestimmten
Entscheidung zu entsagen. Ueber die cumaeische Inschrift bemerke ich, dass
AEKIVJOE dem Lateinischen Decimus entsprichtQ), und dass am Anfange O,
wenn so zu lesen ist, wohl eher mit Bergk für den Rest eines Verbums, wie
iöpüoaro, als mit Letronne für den Vornamen HoQBÄLoQ) gehalten werden dari.
Wegen des oskischen Klanges der Namen "Etog und Hdmog (identisch mit
Pakis, Pakuies, Pacuvius) wird es erlaubt sein, die Inschrift vor die Zeit der
Kaiserherrscluaft zu setzen.
Vitruv (III, praef. 2) macht die Bemerkung, dass manche tüchtige Künstler
nur desshalb keinen grossen Ruf erlangt haben, weil ihnen die Gelegenheit
gefehlt, gleich Myron, Polyklet, Phidias, Lysipp, für grosse Städte und Könige
glänzende Werke zu liefern. Die zum Beweise angeführten Künstler werden
daher in der besten Zeit der griechischen Kunst gelebt haben. Es sind folgende:
Hellas von Athen;
5 Cliion von Korinth (vgl. S. 81).
Myagros von Phokaea, welcher auch von Plinius unter den Erzbildnern
genannt wird als bekannt durch Statuen von Athleten, Bewaffneten, Jägern und
Opfernden: 34-, 91.
Pharax aus Ephesos.
Bedas aus Byzanz, also nicht zu verwechseln mit Boedas, dem Sohne
und Schüler Lysipps.
Der christliche Schriftsteller Tatian starb zwar erst 176 n. Chr. Gc; unter
den Dichterinnen jedoch, deren Statuen von ihm angeführt werden und vielfach
von uns erwähnt worden sind, ist keine nachweisbar jünger, als die Epoche
der Diadochenherrschaft, und in diese fallen daher spätestens die früher noch
nicht erwähnten Künstler:
Gomphos, von welchem eine Statue der unbekannten Dichterin Praxi-
goris angeführt wird; und
Aristodotos, welcher die Statue der Mystis machte, deren Name viel-
leicht der Verbesserung (lwvgriöog, Noooiöog 23) bedarf: orat. c. Graec. 52, p. 114-
Worth.
Zu einer weit bedeutenderen Nachlese, als die eben behandelten Schrift-
steller, bietet uns Plinius Gelegenheit. In dem XXXIVsten Buche theilt er die
Erzbildner je nach ihrer Bedeutung in verschiedene Gruppen; und dass er (oder
richtiger wohl der Schriftsteller, aus dem er schöpfte) in diesen Zusammen-
stellungen mit Urtheil verfuhr, ersehen wir jetzt nachträglich daraus, dass aus
Bull. dell' Insf
f. Altw. 1847,
1)
Zeitschr.
Letronne,
d ell,
Inst.
1845,
269
Bergk,