Bildhauer.
welche sich mehr oder minder eng anzuschliessen der Künstler nicht vermeiden
konnte. Deshalb ist jetzt auch die Zahl derjenigen Künstler, als deren Werke
überhaupt Götterbilder namhaft gemacht werden, itusserst gering; und dieselben
gehören nicht einmal zu den berühmtesten, oder ihr Ruhm gründet sich wenig-
stens nicht gerade auf YVerke dieser Art. Eben darum haben wir aber auch
vielleicht den lllangel weiterer Nachrichten gerade in dieser Beziehung weniger
zu beklagen, da sie uns wahrscheinlich über die innere Entwickelungsgeschichte
nicht viel Neues und Entscheidendes lehren würden. Ich glaube dies aus-
sprechen zu dürfen in Hinblick auf das, was unter den erhaltenen Werken
507 wirklich von Bedeutung ist, uns aber auch ganz aus den gewohnten Kreisen
herausführt: es entspricht so ganz dem übrigen historischen Charakter dieser
Epoche und gewährt uns gerade da, wo wir es wünschen, so wichtige Auf-
schlüsse, dass wir uns gern dem Glauben hingeben: es sei in diesen wenigen
Nachrichten wirklich in der Hauptsache erschöpft, was für die weitere eigen-
thüniliche Entwickelung der Kunst von Belang war.
Die alten Republiken, welche" zumeist auf die Tugend ihrer Bürger
gegründet waren, sind bereits im Beginne dieses Zeitraums vernichtet, im Innern
zerfallen und machtlos geworden. Selbst der achaeische Bund, mit dessen
Untergang diese Periode schliesst, war weniger aus dem Streben nach grosser
politischer Machtentfaltung, als aus einem Gefühle der Schwäche hervorgegangen,
welches den unvermeidlich drohenden Untergang durch gemeinsame Abwehr
aufzuhalten suchte. Von grossen künstlerischen Unternehmungen im Geiste der
früheren Zeit ist daher hier nicht die Rede. Die politische Macht befand sich
in den Händen des Königthums. In seinem Dienste aber ward der Kunst eine
andere Aufgabe zu Theil, als in den früheren Republiken, welche, stets eifer-
süchtig auf den Ruhm des Einzelnen, es verzogen, lieber die Thaten der Vor-
fahren, als die der Zeitgenossen zu feiern. Die Könige wollten Verherrlichung;
der eigenen Thaten; und so sehr sie dabei nach alter YVeise der Götter als der
Urheber alles Glückes gedenken mochten, die Beziehung auf die Gegenwart
musste doch in weit schärferer Weise betont und hervorgehoben werden. Dass
und wie es geschehen, lehren in glänzender XVeise die noch erhaltenen Statuen
der Gallier, Denkmäler der Siege des Attalos und Eumenes über einen gefähr-
lichen, wegen seines wilden Muthes gefürchteten Volksstamm. Sie gehören der
historischen Kunst im strengsten Sinne des Wortes an. Aber neben der
politischen Auctorität der Könige hatte sich in diesen Zeiten fortgeschrittener
Givilisation eine andere Macht zu hohem Ansehen zu erheben und ihre Selb-
ständigkeit zu bewahren gewusst, die Macht des auf Handel und Verkehr beru-
henden Reichthums. Sie erscheint am reinsten und in ihrer höchsten Entfal-
tung im Staate von Rhodos. Durch Bewahrung einer gewissen Neutralität und,
darauf gestützt, durch die Vermitteluiig des Handels, selbst zwischen feindlichen
508 Völkern und Reichen, gewann diese Republik nicht nur Duldung bei den ver-
schiedenen Herrschern, sondern machte sich ihnen fast unentbehrlich und erfreute
sich oft noch g'anz besonderer Begünstigungen 1), so dass der Reichthum des
Staates, wie seiner Bürger, bis ins Unglaubliche gewachsen sein muss. Während
Droysen
Hellel
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