der Diadochenperiode
Kunst
Korinths.
Zerstörung
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schiedensten Zeiten an; doch ist von denen, über welche wir bestimmtere Nach-
richten haben, keiner nachweisbar jünger als Augustus. WVenn nun Plinius
vom Laokoon sagt, er befinde sich im Hause des Titus, so lässt sich offenbar
daraus allein für die Zeit der Entstehung dieses WVerkes durchaus nichts
schliessen. Es findet sich aber auch in den folgenden Worten keine Andeutung,
dass das Werk zur Zeit des Titus gemacht worden sei; ohne eine solche fällt 4'.
aber auch jeder Grund weg, dem Ausdrucke de consilii sententia die gezwungene
Deutung zu geben: dass die Künstler auf den Entscheid des kaiserlichen ge-
heimen Rathes oder sonst irgend einer Kunst- oder Verschönerungscommission
ihr Werk gearbeitet, ganz abgesehen davon, dass ein Kunstrath mit solchen
Befugnissen im Alterthum etwas unerhörtes sein würde. Der Ausdruck nähert
sich allerdings dem Curialstyl; aber offenbar ist er gewählt mit Rücksicht auf
die Schwierigkeit des von den Künstlern zu lösenden Problems, welche Plinius
uns ausführlich genug darlegt: nemlich den Vater, die zwei Söhne, die viel-
fältigen Windungen der zwei Schlangen in einem einzigen Marniorblocke dar-
zustellen. Dieser scheinbare Widerstreit zwischen der Natur der Aufgabe und
der Möglichkeit einer Lösung flndet endlich eine alle Forderungen befriedigende
Erledigung; durch die Vermittelung der consilii sententia, der allseitigen Ueber-
legung der zu dem einen Werke vereinigten Künstler, welche diesen Wider-
streit wie durch einen Richterspruch entscheiden. Aber, hat man weiter
behauptet, in der Fortsetzung bei Plinius, dass "similiter, in ähnlicher Weise"
eine Reihe von Künstlerpaaren für die Kaiserpaläste thätig gewesen sei, liege
es doch zugleich mit eingeschlossen, dass auch die Rhodier für den Palast des
Titus gearbeitet hätten. Allein der ganze Zusammenhang lehrt, dass similiter
nur auf die mindere Berühmtheit der paarweise arbeitenden Künstler bezogen
werden darf, um so mehr, als auch bei dem folgenden Künstler Diogenes noch-
mals darauf hingedeutet wird, dass seine Werke am Pantheon des Agrippa
zum Theil propter altitudinem loci minus celebrata seien. Es darf aber nicht
einmal für ausgemacht gelten, dass auch die Werke dieser Künstler ursprüng-
lich für die Kaiserpaläste bestimmt waren (ich sage „die Kaiserpaläste" im
Allgemeinen, da ich keinen Grund sehe, gerade an die Paläste der beiden
Caesaren Caius und Lucius zu denken, wie man wohl angenommen hat). Bei
der Sprachweise des Plinius können wir seine Worte ganz einfach als eine
active Gonstruction auffassen, welche nichts weiter besagen will, als: die Kaiser-
paläste sind mit Werken dieser Künstler angefüllt. Noch weniger Grund hat
endlich der Einwurf, dass Plinius uns die Namen der um ihren Ruhm betrogenen
Künstler nicht hätte angeben können, wenn sie in einer früheren, nicht in seiner 47
eigenen Zeit gelebt hätten. Denn ihre Namen waren nur dem Haufen gewöhn-
licher Kunstbeschauer nicht bekannt; hätten sie dagegen zu Plinius Zeit ein so
staunenswerthes Werk geliefert, so mussten gerade ihre Namen noch in dem
Munde der Zeitgenossen leben. Die Worte des Plinius sagen also keineswegs
aus, dass der Laokoon ein Werk aus der Zeit des Titus sei. Gewiss aber
würde Plinius, wenn es der Fall gewesen, dies in sehr bestimmter Weise an-
zugeben nicht unterlassen haben, wie er B. bei Gelegenheit des neronischen
Kolosses den Künstler desselben, Zenodoros, noch ausdrücklich seinen Zeitge-
nossen und „den Alten" ebenbürtig nennt, und selbst bei Künstlern der angu-