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Die Bildhauer.
Götterkolossen gerichtet zu haben scheint. Ob er gerade darin unter den uns
bekannten Künstlern Nachahmer fand, wissen wir nicht; reich an Kolossen war
übrigens Rhod0s,-wie keine andere Stadt 1). Sonst aber erwarb sich in der
Götterbildung nur Philiskos Ruhm; und gerade bei ihm wäre es nicht unmög-
lich, dass er sich mehr der attischen Schule des Polykles angeschlossen, welche
zur Zeit des Metellus Macedonicus in Rom thätig war. S0 sondert sich aus
der Masse nur eine kleine Zahl von Werken mehr eigenthümlicher Art aus: die
Statue des Kombabos von Hermokles, zwar ein Portrait, aber von sehr eigen-
thümlicher Art, der rasende Athamas des Aristonidas, der eiserne Herakles des
Alkon, die Hermeroten des Tauriskos, endlich und vor allen die zwei erhaltenen
Werke, der farnesische Stier und der Laokoon. Freilich ist bei dem letzteren
zunächst die Frage zu erledigen, ob er wirklich_in diese Zeit gehört: eine
Frage, deren Entscheidung in letzter Instanz allerdings wieder von der Auf-
fassung der gesammten Entwickelung der griechischen Kunst in den folgenden
Epochen abhängt, also an dieser Stelle nicht in vollem Umfange gegeben werden
kann. Dies kann mich jedoch nicht abhalten, schon jetzt die Frage, so weit
es möglich ist, zu erörtern und, wie es meine Ueberzeugung ist, den Laokoon
als ein Werk dieser Epoche hinzustellen und als ein solches genau zu unter-
suchen und seinem künstlerischen Verdienste nach zu würdigen. Auf die viel-
475 fachen Erörterungen aus den letzten Jahren in allen Einzelnheiten einzugehen,
scheint mir hier um so weniger nöthig, als ich mit den von Welcker?) darge-
legten Ansichten so vollständig ühereinstimnie, dass" ich auch nicht ein en Punkt
derselben aufgeben möchte. Auf seine Ausführungen verweise ich also hiermit
und begnüge mich mit der Darlegung der Hauptpunkte.
Den Mittelpunkt der Streitfrage bildet die bekannte Stelle des Plinius 3),
welche also hier in ihrer ganzen Ausdehnung vorangestellt werden muss: Nec
deinde multo plurium fama est, quorundam claritati in operibus eximiis obstante
numero artiücum, quoniam nec unus occupat gloriam nec plures pariter nun-
cupari possunt, sicut in Laocoonte qui est in Titi imperatoris domo, opus om-
nibus et. picturae et statuariae artis praeferendum. Ex uno lapide eum ac liberos
draconumque mirabilis nexus de consili sententia fecere suinmi artilices Age-
sander et Polydorus et Athenodorus Rhodii. Similiter palatinas domos Gae-
sarum replevere probatissimis signis Craterus cum Pythodoro, Polydeuces cum
Hermolao, Pythodorus alius cum Artemone et singularis Aphrodisius Trallianus.
Im 36sten Buche hat Plinius zuerst die Hauptmasse der Künstler in einem
gewissen systematischen Zusammenhange aufgeführt. Am Ende dieser Reihe
folgt nun eine andere Anordnung, für welche nicht die Person des Künstlers,
sondern der Aufstellungsort seiner Werke maassgtebend gewesen ist: er führt
die berühmtesten früher nicht erwähnten Kunstwerke in Rom nach den Locali-
täten der Stadt an: so die Werke im Besitze des Asinius Pollio, andere im
Porticus der Octavia, in den servilianischen Gärten. Darauf folgen der Laokoon
im Palaste des Titus, die Werke in den Kaiserpalästen, an dem Pantheon des
Agrippa u. s. W. Die in dieser Reihe erwähnten Künstler gehören den ver-
Alt Denkm.
322 Hgdd.,
501
Hgdd.
namentlich
figdd.
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