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Bildhauer.
Die
Protogenes, der berühmte Maler, war gleichfalls Erzbildner und machte
Statuen von Athleten, Bewaffneten, Jägern und Opfernden: Plin. 34, 91.
Hermokles aus Rhodos hatte die im Tempel der Hera zu Hierapolis
aufgestellte eherne Statue des Kombabos gemacht, welcher, um nicht seinem
Herrn, dem Könige Seleukos Nikator, die Treue im Verhältnisse zu seiner
Gemahlin Stratonike zu brechen, sich selbst entmannte. Er war an Gestalt
Weiblich gebildet, aber mit männlicher Kleidung: Lucian de dea Syria c. 19-26.
Seleukos hatte sich mit Stratonike Ol. 120, 2 vermählt, und starb Ol. 125, 1,
hatte sie aber schon bei seinen Lebzeiten seinem Sohne Antiochos Soter abge-
treten. Hermokles lebte also bald nach Ol. 120.
Philiskos aus Rhodos ist einzig aus Plinius (36, 34 u. 35) bekannt.
Dieser führt als seine Werke an: „beim Porticus der Octavia Apollo in seinem
469 Tempel, ferner Latona und Diana, die neun Musen und einen anderen nackten
Apollo"; ferner innerhalb dieses Porticus im Tempel der Juno eine Venus.
Visconti (PCI. I. p. 158) vermuthet, dass die vaticanischen, in Tivoli gefundenen
Musen, mit denen die später entdeckten in der Villa Borghese übereinstimmen,
nach den Originalen des Philiskos copiert seien; was zwar möglich, aber durch
nichts zu beweisen ist. Geben wir es aber auch zu, so werden wir doch darin
nicht mit Visconti übereinstimmen können, dass er den zu diesen Musen gehö-
rigen Apollo von ihnen trennen und für eine Gopie nach Timarchides erklären
will. Ein Apollo dieses Künstlers stand zwar neben den Werken des Philiskos;
und Plinius bemerkt, dass er die Gither hielt; aber er sagt nicht, dass er be-
kleidet war, so dass wir recht wohl an einen Apollo denken können, wie er,
den rechten Arm auf den Kopf gelehnt, vom Gesange ausruht. Dazu scheint
Plinius, indem er den zweiten Apollo des Philiskos nackt nennt, andeuten zu
wollen, dass der erste bekleidet war, wie wir ihn gerade in Verbindung mit
Leto und Artemis auf den Citharoedenreliefs ähnlich der vaticanischen Statue
finden. Da Polykles und Timarchides, deren Werke sich gleichfalls beim
Porticus der Octavia befanden, um Ol. 156, also etwa um die Zeit der Erbau-
ung desselben blüheten, die rhodische Kunstschule aber nach anderen Nach-
richten um diese Zeit noch bestand, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch
Philiskos damals lebte und seine Statuen im Auftrage des Metellus machte.
Endlich scheint auch er zugleich Maler gewesen zu sein, da Plinius (35, 143)
als Gemälde eines Philiskos eine Malerwerkstatt anführt, in welcher ein Knabe
Feuer anbläst.
Agesandros, Polydoros und Athenodoros.
An die Namen dieser Künstler, der Meister des Laokoon knüpft sich der
höchste Ruhm der rhodischen Kunst; ja ihr Werk nebst dem farnesischen Stiere
erlaubt uns erst, ein Urtheil über den Charakter derselben zu fällen. Die
Schwierigkeiten, welchen die Erklärung der bekannten Stelle des Plinius unter-
worfen ist, werden indessen nicht hier, sondern in der allgemeinen Betrachtung
dieser Schule ihre Lösung linden. Zunächst theilen wir nur die wenigen Nach-
richten mit, welche ausser jener Stelle über diese Künstler vorhanden sind. Sie
470 beruhen fast allein auf Inschritten: denn Athenodoros, Welcher von Plinius
(341, 86) als Bildner edler Frauen angeführt wird, ist wahrscheinlich nicht der
rhodische, sondern der arkadische Künstler, ein Schüler des Polyklet; die zweite