ihrem
Kunst in
griechische
Die
Streben
nach
Wahrheit.
äusserer
301
Welche, von geringerer Bedeutung für den religiösen Gultus, vorzüglich geeignet
erscheinen mussten, dem Luxus, der Auschmückung prächtiger Anlagen der
Reichen und Vornehmen zu dienen. Wenn wir aber die von Skopas und Praxi-
teles eröffnete Bahn nicht sogleich von einer Schaar von Nachahmern betreten
sehen, so hat dies wahrscheinlich seinen Grund nur darin, dass in Griechenland
selbst noch in den Zeiten Alexanders der Sinn weniger auf solchen Glanz des
Privatlebens gerichtet war, als später in Bom. Verhältnissmässig gering kann
bei flüchtiger Betrachtung die Thatigkeit der Attiker auf dem Gebiete der Heroen-
bildung erscheinen. Doch zeigt sich, wenn wir auf die frühere Zeit blicken,
namentlich in einigen Werken des Euphranor und Silanion, eine wesentliche
Veränderung und, wir dürfen wohl sagen, ein Fortschritt, in sofern diese Künstler
einzelne Heroen nicht sowohl nach ihrer nationalen und politischen Bedeutung,
als nach ihrem Werthe für künstlerische Darstellung zum Gegenstande ihrer
Thätigkeit machten. Ausserdern aber dürfen wir nicht übersehen, dass die
Heroenbildung in der Sculptur ihre vorzüglichste Förderung durch die Archi- 430
tektur erhielt. Ich erinnere hier nur an die Statuengruppen in den Giebeln
des tegeatischen Tempels, an die Reliefs am Mausoleum; andere mit Sculpturen
gezierte Bauten von geringerem Umfange mochten aber in dieser Periode in
grösserer Zahl erstehen, und es möge des Beispiels halber hier nur das chora-
gische Monument des Lysikrates in Athen genannt werden. Von einer histo-
rischen Kunst im engeren Sinne finden wir auch jetzt noch bei den Attikern
keine Spuren. Nur gewinnt die Portraitbildung bei dem überhandnehmenden
Gebrauche der Ehrenstatuen eine weite Ausdehnung, obwohl auch auf diesem
Gebiete Statuen olympischer Sieger ausdrücklich nur von Sthennis und Silanion
angeführt werden, und die Attiker jetzt ebenso, wie früher, auf die Darstellung
von Persönlichkeiten, deren Bedeutung allein oder vornehmlich in ihren körper-
lichen Vorzügen begründet war, geringeren Werth gelegt zu haben scheinen,
als die Sikyonier. denen Vollkommenheit der Form für den Hauptzweck der
Kunst galt. Dagegen streiten sie mit diesen um den Vorrang in der Bildung
solcher Portraits, welche ihren Werth nur durch die richtige Auffassung des
Geistes und des Charakters der dargestellten Person erhalten konnten. Staats-
männer, Redner, Philosophen, Dichter und Dichterinnen werden in grosser Zahl
und, wie wir aus den noch erhaltenen Nachbildungen schliessen dürfen, in hoher
"Vortrefflichkeit gebildet. Auch nach aussen verbreitet sich der Ruf athenischer
Meister in diesem Kunstzweige; Euphranor und Leochares arbeiten für den
lnakedonischen Königshof zu Philipps Zeit, und erst der nach Verherrlichung
seiner kriegerischen Thaten strebende Alexander zieht allen anderen Künstlern
den Sikyonier Lysipp vor.
Die bisherigen Bemerkungen werden sich also kurz so zusammenfassen
lassen, dass die Attiker in der Hauptmasse ihrer Darstellungen sich innerhalb
der schon früher bevorzugten Kreise bewegen, dass sie die Grenzen derselben
zu erweitern, die in ihnen enthaltenen Keime oft in weitem Umfange und selb-
ständig zu entwickeln trachten, nicht aber in Bahnen einlenken, welche der
früheren Entwickelung durchaus fremd und widersprechend waren. Zu dem-
selben Ergebniss wird uns nunvauch die Betrachtung der sikyonischen, aus der
früheren argivischen hervorgegangenen Schule führen. Was wir früher mit Nacl1-