Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

286 
Die Bildhauer. 
noch einmal eine besondere Untersuchung verdienen, 0b nicht manche Er- 
scheinungen der eigenthümlich römischen Kunst aus solchen Studien sich er- 
klären liessen, ob nicht vor allem die römische Portraitbildung am einfachsten 
auf eine durch solche Studien bedingte Naturanschauung zurückzuführen sei. 
Daippos, 
Sohn und Schüler des Lysipp, und deshalb von Plinius unter den Künstlern 
408 der 121sten Olympiade angeführt: 34-, 51. Die Schreibung des Namens Daippos 
steht durch zweimalige Erwähnung; bei Pausanias, sowie dadurch fest, dass er 
bei Plinius (34, 87) in der alphabetischen Aufzählung; der Künstler unter dem 
Buchstaben D erscheint. Wenn daher bei dem Letzteren an zwei anderen 
Stellen (ä 51 u. 66) sich auch in den besten Handschriften Laippus findet, ob- 
wohl an einen verschiedenen Künstler zu denken kein Grund vorliegt, so müssen 
wir wohl mit Sillig ein Versehen des Plinius annehmen, welcher beim Excerpiren 
aus dem Griechischen die Initialen A und A verwechseln mochte.  Zu Olympia 
befanden sich von ihm die Statuen des Kallon, Sohnes des Harmodios, welcher 
im Faustkampfe der Knaben, und des Nikandros, ebenfalls aus Elis, Welcher 
im Doppellauf zu Olympia und auch anderwärts gesiegt hatte: Pans. VI, 12, 6; 16, 5. 
Ausserdem nennt nur noch Plinius (34, 87) ein Werk und zwar mit einem grie- 
chischen Namen, über dessen Schreibung man früher schwankender Meinung 
war: die Lesarten perlaomenon, perlayomenon schienen auf paralyomenon zu 
führen, und wenn auch die Figur eines von Gicht oder Schlag Gelähmten ein 
sehr eigenthümlicher Vorwurf für eine Kunstdarstellung ist, so würde doch in 
dieser Epoche der Kunst daran kein Anstoss zu nehmen sein. Die Lesart der 
Bamberger Handschrift pexomenon führt indessen bestimmt auf die Vulgate 
perixyomenon zurück, unter welcher Benennung Plinius noch kurz vorher (ä 86) 
auch ein Werk des Antignotos anführt. Wir haben also einen Athleten mit 
der Striegel, einen destringens se, den man vielleicht nicht Apoxyomenos nannte, 
um ihn von dem verwandten Werke des Lysipp besser unterscheiden zu können. 
Boedas, 
ebenfalls Sohn und Schüler des Lysipp: Plin. 34, 66. Die frühere Schreibung 
Bedas ist aus den besten Handschriften verbessert. Wir kennen von ihm nur 
ein einziges Werk, einen Betenden: Plin. 34, 73. Die Behauptung, dass der- 
selbe in dem betenden Knaben des Berliner Museums uns erhalten sei, entbehrt 
einer positiven Begründung. Den Bedas, welchen Vitruv (III, praef. g 2) unter 
denjenigen Künstlern nennt, welchen zu grösserer Berühmtheit nicht die Tüchtig- 
keit, sondern das Glück gemangelt habe, dürfen wir mit dem Sohne des Lysipp 
nicht verwechseln, da er ausdrücklich Byzantier genannt wird.  
409 Euthykrates, 
der dritte, und nach Plinius (34, 66) der bedeutendste der Söhne und Schüler 
Lysipp's, aber im Charakter von ihm verschieden: denn „er wollte seinen Vater 
mehr in der Beharrlichkeit, als in der Eleganz nachahmen, und lieber in einer 
ernsten, als anmuthigen Richtung gefallen" (constantiam potius imitatus patris 
quam elegantiam, austero maluit genere quam iucundo placere). In der hierauf 
folgenden Anführung seiner Werke herrscht leider einige Verwirrung, die manche 
Einzelnheiten schwankend erscheinen lassen muss. Zuerst nennt Plinius einen 
Herakles zu Delphi und einen Alexander; sodann (nach der früheren Lesart)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.