Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

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Bildhauer. 
nicht bei Lebzeiten des Bryaxis, doch bald nach seinem Tode. Wo in ver- 
schiedenen Ueberlieferungen sich ein solcher Kern von übereinstimmenden,- an 
sich durchaus glaublichen Zügen findet, da werden wir anstatt mit der Fabel 
und den Widersprüchen auch die ganze zu Grunde liegende Wahrheit zu ver- 
werfen, vielmehr an diesem Kerne festhalten müssen. Wir betrachten daher 
die Statue des Serapis als ein Werk des Bryaxis, welches einst von einer grie- 
chischen Stadt einem der Ptolemaeer zum Geschenk gemacht wurde. Dadurch 
gewinnen wir auch noch die kunstgeschichtliche Thatsache, dass Bryaxis wahr- 
scheinlich derjenige ist, welcher für den später häufig dargestellten Pluton- 
Serapis zuerst das Ideal durchhildete, und zwar in einem Werke, welches auch 
in äusserer Pracht mit den Göttergestalten der glänzendsten Periode der grie- 
chischen Kunst wetteiferte. Für unsere Kenntniss der polychromen Sculptur 
ist endlich die Angabe von Bedeutung, dass der Künstler alle die verschiedenen 
Stoffe mit einer dunkeln Tinte überzog, um durch die düstere Farbe auch den 
düsteren Charakter des Gottes um so bestimmter hervorzuheben. 
Auf ein nach Rom versetztes Werk bezieht sich die Inschrift OPUS 
BRYAXIDIS, sofern sie echt ist. Doni (II, 23; vgl. Muratori 4-72, 7) giebt sie 
aus einer vaticanischen Handschrift. 
Golumella (I, praef. ä 31) nennt den Namen des Bryaxis neben Lysipp, Praxi- 
teles, Polyklet, was als ein Zeugniss für seine Berühmtheit bemerkt zu werden 
verdient. Worin sein eigenthtimliches Verdienst bestand, vermögen wir nicht 
nachzuweisen, und bemerken nur, dass er vorzugsweise sich der Bildung von 
Götterstatuen zugewendet hatte. 
Leochares. 
Mehrere Werke dieses Künstlers befanden sich in Athen, wo er, wie wir 
sehen werden, schon in seiner Jugend thätig war. Aus diesem Grunde werden 
wir ihn auch für einen Athener von Geburt halten dürfen: ein directes Zeugniss, 
welches diese Annahme zur Gewissheit erheben sollte, glaube ich indessen als 
durchaus verdächtig abweisen zu müssen. Man wollte dasselbe nemlich in der 
folgenden Inschrift einer Basis finden, welche aus der Villa Medici in Rom nach 
Florenz versetzt worden ist (C. I. Gr. n. 6161): 
FANYMHAHC 
AEUOXAPOYC 
AOHNAIOY 
Allein man sieht nicht ein, weshalb die Alten den Namen des Ganyinedes unter 
eine deutlich diesen Knaben darstellende Statue sollten gesetzt haben. Mir 
Wenigstens ist von einem solchen Gebrauche kein Beispiel bekannt. Weiter 
finden wir bei Spon, der (Misc. p. 127) diese Inschrift mittheilt, auch noch zwei 
andere Basen mit den Namen des Agasias und Kleomenes (p. 124). Diese aber 
sind offenbar von den Statuen dieser Künstler, dem sogenannten borghesischen 
Fechter und dem Germanicus, copirt, und zwar nicht in der Absicht, um zu 
betrügen, sondern um den modernen Beschauer auf die lnschriften der Statuen 
selbst aufmerksam zu machen. In dieselbe Klasse gehört aber sicherlich auch 
die Basis des Ganylned. 
Seine Thätigkeit am Mausoleum, dessen westliche Seite er mit Sculpturen
	        
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