Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

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Bildhauer. 
Die 
Die zunächst auf den äusseren Sinn wirkende Kunst sollte auch diesen Sinn 
reizen, ihn durch Genuss befriedigen. Diesen Forderungen konnte sich natürlich 
auch eine sonst so strenge Kunstschule, wie diejenige des Polyklet war, auf 
die Länge nicht entziehen; ja blicken wir auf die geringe Zahl von argivischen 
und sikyonischen Künstlern, welche nach den unmittelbaren Schülern desselben 
bis auf Lysipp angeführt werden, so scheint sie es fast schon zu lange gethan 
zu haben und in Gefahr gewesen zu sein, gänzlich in Vergessenheit zu gerathen. 
Wenn wir also nicht umhin gekonnt haben, in der Entwickelung der Kunst 
durch Lysipp, soweit wir den Maassstab der höchsten geistigen Forderungen 
anlegten, ein Herabsteigen, ein Sinken zu erkennen, so müssen wir doch eben 
so bereitwillig ihm das Verdienst zugestehen, in vollendetster Weise die Formen 
gefunden zu haben, durch welche jenen neueren Ansprüchen genügt werden 
konnte, ohne das Wesen der Kunst selbst aufzugeben; und unter diesem Gesichts- 
punkte leugnen wir nicht, dass Lysipp selbst den gewaltigsten Geistern der 
vorigen Periode als ebenbürtig an die Seite gestellt zu werden verdient. 
Genossen 
des 
Skopas. 
Es ist bereits angeführt worden, dass Skopas am Mausoleum mit mehreren 
anderen Künstlern gemeinschaftlich arbeitete. Nach Plinius (30, 31) waren von 
seiner Hand die Sculpturen an der Ostseite; die im Norden von Bryaxis, im 
Süden von Timotheos", im Westen von Leochares; das marmorne Ylier- 
383 gespann auf dem Gipfel von Pythis. Vitruv (VII, praef. ä 12) nennt als 
Genossen des Skopas Leochares, Bryaxis, Praxiteles, denen von Anderen noch 
Timotheos hinzugefügt werde. 
P ythis. 
Er ist als Bildhauer sonst nicht bekannt. Vielleicht aber ist er identisch 
mit dem Phyteus, welcher nach Vitruv (l. 1.) über das Mausoleum schrieb, wie 
es scheint, weil er selbst dessen Architekt war; oder mit dem Pyteus, welchen 
ebenfalls Vitruv (IV, 3, 1) unter den Architekten anführt, die sich gegen die 
Anwendung der dorischen Ordnung für den Tempelbau erklärt hatten. Die 
Verschiedenheit der Schreibung des Namens bei Vitruv kann in sofern wenig"- 
stens nicht gegen diese Annahme geltend gemacht werden, als sie noch keines- 
wegs als gesichert angenommen werden darf. 
Timotheos. 
Plinius (36, 32) nennt als sein Werk eine Diana im palatinischen Apollo- 
tempel zu Rom, welcher Statue Auianius Euander einen neuen Kopf aufsetzte 
(caput reposuit). Bei einem Ares zu Halikarnass schwankten nach Vitruv (II, 8, g 11) 
die Angaben zwischen Timotheos und Leochares. Dagegen legt ihm Pausanias 
(II, 32, 4-) ein Bild des Asklepios zu Troezen bei, welchen man dort für Hip- 
polytos ausgab. Da wir endlich nur den einen Künstler dieses Namens kennen, 
so dürfen wir auch den Erzgiesser bei Plinius (34, 91), welcher Athleten, Be- 
waffhete, Jäger und Opfernde bildete, für dieselbe Person halten. 
Bryaxis 
aus Athen (Clem. Alex. protr. 14 Sylb). Seine Theilnahme an den Arbeiten 
für das Mausoleum muss in seine Jugendzeit fallen; denn er machte auch eine
	        
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