griechische
ihrenl
Kunst in
ävusserer
nach
Streben
Wahrheit.
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Gefühl der Ohnmacht, gegenüber der strafenden Gewalt der Götter, mütterliche
Liebe in der höchsten Verzweiflung um den Verlust des Theuersten, ihres grössten
Stolzes, Entsetzen und Todesfurcht, der jähe Tod selbst, das ist es, was uns diese 858
Statuen in den verschiedensten Abstufungen, aber in einer in sich abgeschlossenen
Reihe von Erscheinungen in der lebendigsten, kaum mehr rührenden, sondern
niederschmetternden Auffassung vor Augen stellen. Eine so gewaltige Handlung
lässt allerdings den Werth der Form an sich, sowie das aus ihrer Schönheit
allein entspringende Behagen untergeordnet erscheinen; und in dieser Beziehung
ist die Beobachtung nicht gering anzuschlagen, welche Wagner über die Statuen
der Niobe in ihrem Verhältnisse zur Kunst des Praxiteles ausspricht: „die Formen",
Sagt er, „sind nicht mit derselben Zartheit angegeben, sondern weit einfacher
und anspruchsloser. Ihre Stellungen erscheinen weniger zierlich, aber in ge-
wissem Betracht naiver. Die Falten sind einfach und schlicht gewogen, eben
So schlicht und unbefangen ausgeführt, und ohne dass das Einzelne so sehr
berücksichtigt wäre, wie bei den Wiederholungen des rrsgrßönrog." Wenn wir
nun aber, wie Wlagner, die Niohiden lieber dem Skopas, als dem Praxiteles
zuzusprechen geneigt sind, so liegt für uns doch der Hauptgrund nicht in diesen
Formen, sondern in der entschieden pathetischen Auffassung des Gegenstandes,
die dem Geiste des Skopas durchaus entspricht, für welche wir dagegen, auch
wenn wir die Aufforderung zu einer solchen durch die Natur des Mythus voll-
kommen zugeben, in allem, was wir von Praxiteles wissen, kaum irgendwo
einen Anknüpfungspunkt finden.
Lysippos.
Lysippos war nach den übereinstimmenden Zeugnissen des Alterthums
aus Sikyon gebürtig. Die Zeit seiner Thätiglaeit trifft mit der Herrschaft Ale-
Xanders des Grossen zusammen, für Welchen er vielfältig laeschäftigt war. Anfang
und Ende derselben lassen sich indessen nicht völlig sicher bestimmen. Plinius 1)
giebt nur allgemein die 113te Olympiade an. Da aber Lysipp auch die Statue
des Troilos gemacht hatte, Welcher O1. 102 zu Olympia siegte 2), so glaubte man
seine Thätigkeit über O1. 114 oder das Todesjahr Alexanders auf keinen _Fal1
ausdehnen zu dürfen, indem dieselbe auch so schon den bedeutenden Zeitraum
von etwa fünfzig Jahren umfasste. Dabei musste freilich die Inschrift einer
Statuenbasis, welche sich einst in Rom befand und wegen des Imperfectum
änoisr allerdings auch erst in der römischen Epoche gemacht sein konnte, un-
berücksichtigt bleiben. Denn sie lautet 3):
ZEAEYKOZ BAZIAEYZ AYZIÜÜQZ EÜQIEI
Seleukos aber nannte sich König erst seit O1. 117, 1. Man half sich daher mit
der Annahme, dass, wenn Lysipp wirklich eine Statue des Seleukos gemacht,
dies vor der Annahme des Königstitels geschehen sein könne, und derselbe erst
1) 34, 51. 2) Pans. VI, 1. 4. 3) Dati vitc du pittori p. 117. C. l. GI".
wird bereits in einer handschriftlichen lnschriftensannnlung des Pietro Sabinu
des 15. Jahrhunderts auf der vaficanischen Bibliothek als in aedibus Mellini
geführt.
n. 6018. Sie
zus dem Ende
beündlich an-