Kunst
griechische
ihrem
Streben nach
äusserer
Wahrheit.
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zuerst wieder auf die Aluhrodite und ihre Schilderung bei Lucian. Da ist es nun 355
nicht die geistige Hoheit, die geistige Bedeutung, welche den Beschauer zur Be-
wunderung hinreisst; vielmehr erstreckt sich diese auf die Lieblichkeit des Aus-
drucks, das feine, reizende Lächeln des Mundes, den Glanz und die Freundlich-
keit des Auges. Jenes Üypdv aber, jenes Schwimmen des Auges in Feuchtigkeit,
welches den Blick nicht scharf und fest auf einem Punkte ruhen lässt, bewirkt
recht eigentlich den Ausdruck sinnlichen Verlangens. Dieses selbst mag bei der
Göttin noch als etwas fast Unbewusstes erschienen sein, als das innere, in der
Natur begründete Bedürfniss des YVeibes nach Liebe, ähnlich, wie auch in den
Eroten das erwachende Liebesverlangen von Gallistratus geschildert wird 1). Doch
nicht überall hielt der Künstler diese Grenze ein, welche religiöses Gefühl ihn
hier noch bewahren liess. In dem Bilde der lächelnden Buhlerin, welche einer
weinenden Matrone gegenüberstand, muss nicht nur diesesallgemeine Liebes-
verlangen, sondern ein Verlangen nach sinnlichem Liebesgenuss in sehr scharf
erkennbaren Zügen ausgeprägt gewesen sein. Wie aber hier die Liebe, so war
bei den Gestalten aus dem Kreise des Dionysos froher, heiterer Genuss des
Lebens dasjenige, was den Grundzug des ganzen Charakters ausmachte. Beim
Gotte selbst mangelt der Ausdruck der geistigen Kraft und Energie, das Auge
deutet schon in der äusseren Form auf eine gewisse Schlaffheit und Ermattung,
welche schwärmerischer Aufregung zu folgen pflegt und deren Wiederkehr vor-
aussehen lässt. Bei dem Geschlecht der Satyrn mischt sich damit der Aus-
druck einer neckischen, schalkhaften Sinnlichkeit, und jenes derbe, fast thie-
rische Verlangen, welches diesen Geschöpfen in älteren Bildungen eigen ist,
erscheint bei Praxiteles bis zur Lieblichkeit und Anmuth verfeinert. Von einer
lebhaft hervorbrechenden Leidenschaft, wie in der Maenade des Skopas, finden
wir hier keine Spur. Zwar heisst es in dem) Epigramme auf die Silene, dass
des Praxiteles Kunst den Stein bacchische Lustigkeit (ßgvdgsiv) gelehrt habe;
dass die Silene wirklich tanzen und schwärmen (xmndgetal) möchten, wenn sie
nicht von Stein Xvären. Aber gerade bei diesen älteren Daemonen dürfen wir 356
gewiss weniger den Charakter einer leidenschaftlichen Ausgelassenheit, als einer
muntern, gemüthlichen Behaglichkeit voraussetzen. Die Nymphen in einem
anderen Epigramme heissen ysloioai und unter ihnen befindet sich die xaÄrr
Aavoiry. Mochten aber auch diese Nymphen den Pan umtanzen, mochten die
Maenaden und Thyiaden nicht weniger in lebendiger Bewegung erscheinen, so
werden wir nirgends übersehen dürfen, welcher Art der geistige Antrieb ist,
von welchem die Bewegung ausgeht. Ich erinnere hier an die häufig, auch in
Gesellschaft des Pan wiederkehrenden Reliefüguren von Tänzerinnen, welche
man gewöhnlich Horen nennt i), um zu zeigen, wie eine schöne, lebendige Be-
wegung ohne geistige Erregung recht wohl bestehen kann. Und um hier nicht
nochmals den Beweis dafür an der formellen Durchführung im Einzelnen liefern
zu müssen, möge es mir gestattet sein, auf die anderwärts 3), von mir gegebene
Analyse zweier bacchischen Figuren eines Marmordiskos zu verweisen, welche,
(Tue uyäiunß:
St. 12. 2)
p. 123 etc.
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Mus. Chiaram. I, 44. Schöll Mltth. V, Flg. 12. ü) Ann. de]l' Inst. 1851,