Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

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Bildhauer. 
Die 
Dem Kreise heroischer Darstellungen gehören an: 
Die meisten der Kämpfe des Herakles im Giebel seines Tempels zu Theben. 
Uebergangen waren dabei der Kampf gegen die stymphalischen Vögel und die 
Reinigung des eleischen Landes, dagegen aber das Ringen mit Antaeos auf- 
genommen: Paus. IX, 11, 6; vgl. Welcker Alt. Denkm. l, S. 206. 
Die „Statuen vor dem Tempel der Felicitas" (Plin. 34-, 69) waren aller 
Wahrscheinlichkeit nach die Thespiaden, welche Mummius von Thespiae 
weggeführt hatte: Cic. in Verr. lV, 2, 4. Von ihm lieh sie Lucullus zur Ein- 
weihungsfeier des Tempels, den er wegen seiner Siege in Spanien erbaut hatte, 
weihete sie aber listiger iVeise mit demselben, so dass sie ohne Verletzung? 
der Religion nicht wieder weggenommen werden konnten: Dio Gass. fragm. 
Peiresc. 81. Dagegen scheint freilich der Umstand zu sprechen, dass Plinius 
an einer anderen Stelle (36, 39) Thespiaden vor diesem Tempel als Marmor- 
werke anführt, während die Statuen des Praxiteles unter dessen Bronzewerken 
genannt werden. Doch kann Plinius leicht an einer der beiden Stellen geirrt 
haben, da der Tempel mit den Statuen eine Reihe von Jahren vor Abfassung 
seiner Bücher, unter Claudius, abgebrannt war (vgl. unter Kleornenes).  Ueber 
 die Art der Darstellung dieser Frauen sind wir nicht unterrichtet; doch mussten 
reizende Gestalten sich unter ihnen finden, da Plinius erzählt, ein römischer 
Ritter, Junius Pisciculus, habe sich in eine derselben verliebt. 
Unter den Darstellungen wirklicher Personen sind am berühmtesten zwei 
 Statuen der Phryne, die eine aus Marmor in Thespiae: Paus. IX, 27, 5; 
die andere aus vergoldetem Erz in Delphi von ihr selbst geweiht: Paus.  15, 1 ; 
343 Plut. de Pyth. or. 15; Athen. Xlll, p. 591 B; Dio Chrys. or. 37, p. 462 B; 'l'atian. 
c. Gr. 53, p. 115 ed. Worth.  
Eine weinende Matrone und eine heitere Buhlerin (signa    flentis ma- 
tronae et meretricis gaudentis) als Seitenstücke zum Ausdruck verschiedenen 
Affects gefasst. Die letztere sollte das Bild der Phryne sein, und man glaubte 
in ihr die Liebe des Künstlers, und den Lohn dafür im Antlitze der Dirne zu 
sehen. Aus Erz: Plin. 34, 70. 
Von Frauengestalten erwähnt Plinius an derselben Stelle noch stepha- 
nusan, spilumenen, mit welcher letzteren das antÄoünsvöir n yüvaiov bei 
Tatian (c. Gr. 55, p. 122 ed. Worth) gewiss identisch ist. Hier aber bieten die 
Handschriften d lbSÄLoÜizsvov, die Bamberger des Plinius sellumenen; und es 
ist daher gewiss pseliumenen zu schreiben, wie Jahn (Arch. Zeit. 1850, S. 192) 
vorgeschlagen hat. Gegenstand der Darstellung war also eine Frau, welche 
sich Schmuck um Hals oder Arm legt, wie ähnliche Motive in noch erhaltenen 
kleinen Bronzen nicht selten sind. 
Bilder des Harmodios und Aristogeiton, aus Erz, natürlich nicht, 
wie Plinius (34, 70) angiebt, die von Xerxes entführten, Welche Werke des 
Antenor waren, und alsbald durch andere des Kritios ersetzt Wurden; sondern 
eine neue Gruppe, über deren Bestimmung wir nicht unterrichtet. sind. Wenn 
in dem Relief eines athenischen Marmorsessels und in der entsprechenden Dar- 
stellung einer attischen Münze (Stackelberg St Gräber, S. 53, Vignette) wirklich 
Harmodios und Aristogeiton dargestellt sind, was mir noch nicht hinlänglich 
	        
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