griechische
Die
ihrem
Kunst in
äusserer
nach
Streben
Wrahrheit.
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Gestalt mit Nothwendigkeit erhalten hat. So musste es auch bei der Maenade
des Skopas sein, wenn die den ganzen Körper durohglühende bacchantische
Raserei vorn Beschauer recht eindringlich empfunden werden sollte. Nach
einer anderen Richtung gewähren uns für die Beurtheilung des künstlerischen
Wissens bei Skopas seine Meergötter Belehrung. Wir können unter dieser Gat-
tung von Bildungen drei verschiedene Klassen mit Leichtigkeit unterscheiden.
Die erste hat volle menschliche Gestalt bewahrt und die Natur des Meeres zeigt
sich einzig in dem geistigen Ausdrucke. Die zweite besteht aus förmlichen
Doppelgestalten, welche aus Theilen von Menschen und Thieren zusammenge-
setzt sind. Zwischen ihnen steht eine dritte Art, bei welcher der menschliche
Körper in allen wesentlichen 'I'heilen beibehalten ist, und nur an der Oberfläche,
der Haut, sich hie und da ein Uebergang in Formen des Thier- oder Pflanzen-
reiches offenbart. Die Gesetze dieser Bildungen zu erörtern, ist hier nicht der
Ort. Aber schon die Beobachtung, dass sie etwas Gesetzniässiges, nichts rein
Willkürliches sind, kann uns darüber belehren, in wie tiefer und eindringender
Weise Skopas sich der Erforschung und Beobachtung der Natur hingegeben
haben musste. Die Vortrefflichkeit seiner Marmortechnik wird nur einrnal bei
Gelegenheit des wehenden Haares der Maenade von Callistratils erwähnt, bei
welchem die Angabe der Farbe an der todten Ziege auch eine Hindeutung auf
die Bemalung des Steines zu enthalten scheint. XVelchen Einfluss endlich die
Bevorzugung des Marniors vor der Bronze auf die ganze Behandlung der Formen,
namentlich aber der Oberfläche der Körper gewinnen musste, werden wir in
den Untersuchungen über Praxiteles ausführlicher darzulegen Veranlassung haben.
Praxiteles.
Das Vaterland des Praxiteles war Athen. Obwohl kein alter Schriftsteller
dies ausdrücklich bestätigt, ergiebt es sich dennoch sicher daraus, dass seine
Söhne Kephisodot und 'l'imarchos wiederholt Athener genannt werden; so wie, 336
dass sein Name als der eines Atheners in der folgenden thespischen Inschrift
an einer Stelle vorkommt, wo es trotz des Wegfalls von ärmiqoev keinem Zweifel
unterworfen ist, dass der Künstler gemeint sei 1):
APXIAXOPAZYMAXO
OPAZYMAXONXAPMIAAOTOlZ.
FIPAEITEAHZAOHNAIOZ
Knidos als Vaterland anzugeben, wurde Cedren 2) wahrscheinlich nur durch die
berühmte Aphrodite des Künstlers veranlasst; und eben so findet die Hinden-
tung auf Paros bei Properzii) ihre Erklärung in dem Ruhme, welchen sich
Praxiteles durch Werke in parischem Marmor erworben hatte. Ein Andrier in
einem Epigramme 4) hat mit dem Künstler nichts als den Namen gemein.
Schon früher haben wir die Vermuthung" ausgesprochen, dass Praxiteles
der Sohn des älteren Kephisodot gewesen sei. Wenn nun Pausanias-"ü angielot,
er habe im (lritten Geschlechte nach Alkamenes gelebt, so liesse sich diese An-
G13 n. 1l
4) Anall.
304; vgl. Stephani
II, p. 40, n. 12.
im R11. Mus.
3) VIII, 9, 1.
Ann.
322.