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Bildhauer.
Noch schwieriger ist es, mit der durch den Bau des Mausoleums gesicher-
ten Zeitbestimmung die Angabe des Plinius 1) in Einklang zu bringen, Welcher
Skopas unter den Künstlern der 90sten Olympiade, und noch dazu unter den
Erzbildnern anführt, während unter allen seinen Werken nur ein einziges, eine
Aphrodite Pandemos zu Elis, als aus diesem Stoffe gebildet bekannt ist. Allein
wir haben schon früher gesehen, wie gerade an dieser Stelle die chronologischen
Angaben des Plinius durchaus unzuverlässig sind, und wir daher das Recht
haben, wo sie Schwierigkeiten bereiten, sie unberücksichtigt zu lassen 2).
Werke des Skopas sind:
Der Apollo Palatinus: Plin. 36, 25. Nach Properz II, 31, 15 war er
als pythischer Citharoede in langem Gewande dargestellt und stand im pala-
tinischen Tempel zwischen den Statuen der Leto und Artemis, WVerken des
jüngeren Kephisodotos und Thimotheos (W. m. Abbildungen finden sich
5'320 auf römischen Münzen mit der Beischrift: APOLLO AGTIVS oder PALATINVS:
Müller u. Oest. I, 32, N. 141 B. G.; vgl. Sueton Nero 25.
Ap ollo Sminth eus, der Mäusetödter, mit einer Maus unter dem Fusse,
auf der Insel Chryse: Strabo XIII, p. 604 und aus ihrn Eust. ad I1. A, 39.
Leto mit dem Scepter, und neben ihr Ortygia, auf jedem Arme ein
Kind, nemlich Apollo und Artemis, tragend, in den neueren Tempeln zu
Ortygia bei Ephesos: Strabo XIV, p. 640. Als Werke des Skopas sind sie nach
der jetzt Wohl allgemein anerkannten Eniendation Exdna äoya für oxoÄzct an-
zunehmen.
Artemis Eukleia zu Theben: Paus. IX, 17, 1. Eine Artemis, welche
Lucian (Lexiph. 12) als Enondöeßov E9701: erwähnt, ist schwerlich ein wirkliches
Werk des Skopas, sondern soll gewiss nur als eines Skopas würdig luczeichnet
werden.
Hekate aus Marmor, den ehernen Bildern der Göttin von Naukydes und
seinem Bruder gegenüber, in dem Tempel von Argos aufgestellt: Paus. II, 22, 8.
Zwei Erinyen zu Athen aus Lychnites, d. i. parischem Marmor: Glem.
Alex. protr. p. 13. Gewiss sind es dieselben, von denen Pausanias (I, 28, G)
sagt, dass sie in ihrem Aeusseren nichts Fruchtbares haben. Auch noch eine
dritte dazugehörige führt Glemens, und zwar als das Werk eines gänzlich unbe-
kannten Kalos, aus Polemon an. Da nun nach den Scholien zu Sophokles
(Oed. C01. 39) Phylarchus nur von zwei, Polemon von drei Statuen spricht, so
1) 34, 49. 2) Die im Catalogus" artiücum aufgestellte Verniutliung, dass Scopas Pare-
lius bei Plinius aus SCOPAS äääfs entstanden, und danach ein Skopas aus Elis neben
dem Parier anzunehmen sei, hat Sillig in der Ausgabe des Plinius selbst aufgegeben, da.
die Bamberger Handschrift nicht Parelius, sondern Perellus darbietct. Die Annahme eines
älteren Skopas als eines Zeitgenossen des Phidias liesse sich einigermassen dadurch recl1t-
fertigen, dass die Aphrodite Pandemos zu Elis neben einer Urania des Phidias, sowie ferner
ein Hermes des Phidias und eine Athene des Skopas als Pronaoi vor dem Ismenieion in
Theben aufgestellt waren. Dieser ältere Skopas könnte dann sehr wohl der Grossvater
des jüngeren sein; und wem mit Vermuthungen dieser Art gedient ist, dein lässt sich auch
für das zwischen Beiden noch fehlende Mittelglied ein Name in Vorschlag bringen, ncmlich
der unter den argivisehen Künstlern angeführte Aristandros aus Paros. Zum Beweise haben
wir freilich nichts als einen Aristandros, Sohn des Skopas aus Paros, in einer Inschrift
etwa aus der 160ten Olympiade: C. I. Gr. n. 2285 b.