Die
Kunst
griechische
ihrer
ichsten
geistigen
Entwickelung.
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ergeben. Fragen wir zuerst, an Welchen Gegenständen in Argos die Kunst
vornehmlich geübt wurde, so sehen wir, dass die Bildung der Götter sehr in
den Hintergrund tritt, und dass von der nicht grossen Zahl der Götterbilder
nur wenige dem eigentlichen Cultus bestimmt, eigentliche Tempelbilder waren:
nemlich der Zeus Stratios des Daedalos, der Zeus Philios, ferner Apollo, Artemis
und Leto von dem jüngeren Polyklet. Die Hebe des Naukydes war der Hera
des Polyklet nur beigeordnet. Ueber die Aufstellung seines Hermes wissen
wir nichts. Die Hekatebilder von ihm und seinem Bruder standen zwar in
einem Tempel, aber dem eigentlichen Tempelbilde von Skopas gegenüber;
ebenso die Aphrodite des Kleon in einem Tempel der Hera. Der Zeus Meilichios
des Polyklet, zwei Zeusbilder des Kleon, eine Athene von Nikodamos waren
im Freien aufgestellte Weihgeschenke. Die Götter in den grossen NVeih-
geschenken der Spartaner und Tegeaten standen mitten in einem Kreise histo-
rischer und heroischer Figuren; die Aphrodite von Amyklae diente zum Schmucke
eines Dreifusses. Keines dieser Götterbilder wird öfter als einmal genannt,
was zum Theil wohl Zufall und durch die Beschaffenheit unserer Quellen bedingt
sein mag, hier jedoch, wo es von der ganzen Masse gilt, immerhin die Ueber-
zeugung verstärken muss, dass die Götterbilder dieser Schule eine besondere
Beachtung nicht verdienten und nicht in dem NIaasse fanden, wie so manche
Werke athenischer Künstler.
Aus dem Kreise der Heroenbilder nennen wir zuerst die arkadischen
Stammesheroen in dem XVeihgeschenke der Tegeaten: und vielleicht dürfen wir
auch als unter Einwirkung' der argivischen Schule entstanden die Reihe der
argivischen Helden vor Theben betrachten, obwohl sie XVerke thebanischer
Künstler, des Hypatodoros und Aristogeiton, waren. Dass jedoch diese Heroen-
bilder sich von denen historischer Personen, 'wie der Feldherren bei Aego-
spotamoi, in Charakter und Auffassung wesentlich unterschieden, lässt sich
keineswegs mit Bestimmtheit behaupten. Schon die Art der Aufstellung in
grösseren Reihen verlangt vielfach ein Unterordnen des Einzelnen unter das
Ganze. Dass dagegen ein Künstler dieser Schule einen einzelnen Heroen seiner
besonderen Individualität und seines Charakters wegen als ein selbständiges
Werk durchgeführt habe, wird nirgends berichtet, wenn wir nicht den jugend-
lichen Herakles mit dem Löwen von Nikodamos oder die Amazone des Phradmon
als das Gegentheil beweisend gelten lassen wollen. Aber keiner der Sieben
gegen Theben oder der Epigonen, deren Darstellung doch gerade argivischen
Künstlern hätte nahe liegen müssen, hat eine künstlerische Behandlung und
Durchbildung der Art erfahren, dass seine Figur typisch geworden wäre, wie
die eines Herakles, eines Odysseus.
So bleibt denn als das eigentliche Feld der Thätigkeit dieser Schule die
Darstellung wirklicher Menschen, namentlich athletischer Sieger übrig. Fast
von jedem Künstler, von dem wir mehr, als den blossen Namen wissen, wird
ein oder das andere YVerk dieser Art eingeführt, von manchen ganze Reihen.
Besonders gerühmt wird Naukydes wegen der Statuen des Gheimon, des Dis-
kobols und Widderopferers, Daedalos wegen der Knaben mit der Striegel, Pa-
trokles im Allgemeinen wegen Statuen von Athleten u. s. w. Erinnern wir uns
an die zwölf Kühe des Phradmon, das Ross des Antiphanes, die Zwei- und