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Bildhauer
sonst als thebanische Künstler nachweisen; endlich ist Tiinon wenigstens als
Künstler bekannt. Hiernach ist es gewiss nicht Linwahrscheinlich, dass das
ganze Verzeichniss nur thebanische Künstlernamen enthalte, sei es, dass wir
uns dieselben nach Art eines Gollegiums vereinigt, oder an irgend einem
grösseren Werke gemeinschaftlich laeschäftigt zu denken haben. Indem wir
die unbekannten Namen übergehen, betrachten wir daher zunächst die fünf
auch sonst bekannten Künstler als Zeitgenossen.
Hypatodoros und Aristogeiton.
Dass sie Thebaner wvaren, wird durch eine Inschrift aus Delphi bestätigt,
C. I. Gr. n. 25:
IUBALOXUFIOLA
KOI QTIO5E_EY5E PYOM
YAATODORO5EAKI55TOT
EPQESÄTANEOEBHIO
Sie gehört wahrscheinlich zur Statue eines pythischen Siegers, welcher
sich Boeotier aus Orchomenos nennt. Da aber Orehomenos Ol. 104, 1 von den
Thebanern gänzlich zerstört ward, so gewinnen wir dadurch eine erste Angabe
294 zur Bestimmung der Zeit dieser Künstler Doch würden wir -wegen der alter-
thümlichen Schriftzüge in ein weit höheres Alter zurückzugeben geneigt sein,
wenn nicht die Angabe des Plinius 9), welcher Hypatodoros unter den Künstlern
der 102ten Olympiade nennt, uns jenem Zeitpunkte wieder näher führte (vgl.
über das Palaeographische Böcklfs Bemerkungen). Das Hauptwerk der Künstler
befand sich in Delphi und wird von Pausanias in folgender Weise beschrieben:
X, 10, 8-4: „In der Nähe des trojanischen Pferdes stehen andere von den Argivern
geweihete Geschenke: die Führer derer, welche mit Polyneikes gegen Theben
zogen, Adrastos, des Talaos, und Tydeus, des Oeneus Sohn; und die Enkel
des Proetos, Kapaneus des Hipponoos, und Eteoklos, des Iphis Sohn; Polyneikes
und Hippomedon, der Schwestersohn des Adrastos. Nahe dabei befindet sich
auch der Wagen des Amphiaraos, auf welchem Baton steht, der Lenker der
Bosse und dem Amphiaraos auch sonst durch Verwandtschaft verbunden; der
letzte unter ihnen ist Alitherses. sind Werke des Hypatodoros und Aristo-
geiton; und diese machten sie, wie die Argiver selbst sagen, wegen des Sieges,
welchen sie bei Oenoä im Argivischen mit den Hülfstruppen der Athener über
die Lakedaemonier erfochten. Wegen desselben Sieges, wie mir scheint,
Weiheten die Argiver auch die sogenannten Epigonen. Denn auch Bilder von
diesen stehen dort: Sthenelos und Alkmaeon, welcher, wie mir scheint, des
Alters wegen dem Amphilochos vorgezogen ist, ferner Promachos, Thersandros,
Aegialeus und Diomedes, mitten zwischen den beiden letzteren aber Euryalosfi
Da man von einer bedeutenden Schlacht bei Oenoe nichts weiss, so hat man
geglaubt, an eine Begebenheit minderer Bedeutung während des pelop0nnesi-
schen Krieges denken zu müssen, indem Ol. 90, 1 die Argiver und Athener
ein Bündniss geschlossen hatten. Allein damals waren die Thebaner mit den
Lakedaemoniern im Bunde gegen die Athener, und ihre Künstler würden nicht
ihre Hand geliehen haben, einen Sieg der Feinde zu verherrlichen. Anders
YVolf
Dem,
Lept
328.
Bückh
Staatshaush.
371.