griechische
Kunst
ihrer
höchsten
Entwickelung.
geistigen
185
Endlich ist hier eine Vermuthung Berglds 1) zu erwähnen, selbst wenn sie
nicht als durchaus sicher anzunehmen ist. Pausanias nernlich spricht kurz
vor Erwähnung; des Hermolykos von Oin obio s, auf dessen Antrag Thucydides
aus dem Exil zurückgerufen wurde. Man erwartet dem Zusammenhange ge-
mäss, dass Pausanias die Statue des Oinobios, sowie den Künstler erwähne;
Weshalb Bergk nach Eruxocgivov njv sixövoc ännivyas KgLrtag die Worte
Oivoßlou er Kgryatlag einfügt. Der vorhergehende ähnliche Name Kot-riet; und
das folgende Wort Oivoßtcg geben. dieser Ergänzung einen grossen Schein von
Wahrscheinlichheit, und das Zeitalter des Kresilas scheint sie zu bestätigen.
Es wird kaum einer Rechtfertigung bedürfen, dass wir dem Kresilas seine 264
Stelle unter den athenischen Künstlern angewiesen haben. Nicht nur einige
seiner Werke, sondern noch mehr seine künstlerische Richtung führen darauf
hin. Denn diese erklärt sich am natürlichsten durch den Einfluss der persön-
lichen Leitung oder der YVerke des Myron. Das Lob des X7erwundeten, dass
man sehe, wie viel noch vom Leben übrig sei, erinnert lebhaft an den Ladas
des Myron, dem ja auch das Leben nur noch auf den Lippen zu schweben
schien. An den bekannten Amazonenstatuen, wenn wir sie als Nachbildungen
des Kresilas gelten lassen, spricht freilich, wie Jahn bemerkt, die trübe Herbig-
keit des Ausdruckes noch mehr den düstern Ernst der Besiegten, als den blos
körperlichenrSchmerz aus; und die durchaus ruhige, abgeschlossene Haltung
der ganzen Figur weicht von der lebendigen Bewegung myronischer Gestalten
weit ab. Nehmen wir dazu, dass Kresilas auch im Peloponnes, in Hermione
thätig war, und, wie Polyklet, einen Doryphoros bildete, so scheint es nicht
unmöglich, dass auch das Vorbild des argivischen Künstlers auf ihn einen ge-
wissen Einfluss geübt habe, und daher seine künstlerische Eigenthümlichlzeit
am besten als zwischen der des Myron und desPolyklet in der Mitte stehend
bezeichnet werden dürfte.
Pyrrhos.
Im Jahre 18410 fand man vor der südlichsten Säule auf der hinteren Seite
der Propylaeen zu Athen eine mehr als halbrunde Basis mit den Spuren der
Füsse einer Bronzestatue auf der oberen, und folgender Inschrift an der vor-
deren Fläche:
AOENAlOlTEiAOENAlAlTElYAlEIAI
PYPPOiEPOlHEENAOENAlOE,2)
Aus paläographischen Gründen setzt sie Ross in die Zeit des schwankenden
Alphabetes vor Euklides, d. h. zwischen Ol. 86-94. Ueber den Künstler haben
wir nur eine kurze Nachricht bei Plinius 3): dass er Hygiam et Minervam, eine
Hygiea und eine Minerva, gebildet habe. (Denn dass, wie Ross vermuthet, sein
Namennter den Künstlern der 90sten Olympiade an die Stelle des Perelius zu
setzen sei, dürfen wir nicht als ausgemacht betrachten.) Als an dem Orte be-
findlich, wo die Inschrift gefunden ward, gleich neben der Statue des Diitrephes, 265
erwähnt aber Pausanias 4) zwei Statuen: der Hygiea und der Athene mit dem
Beinamen Hygiea. Da wir ferner nur von diesem einen Bilde der Athene
L
1) a. a.
Schöll
Ross im Kunsthl. 1840. N.
R-azlgnbä ant. hell. p. 43.
Stephani im R11.
34, 80. 4) I, 23.