griechische
Kunst in
ihrer
ich sten
geistigen
Entwickelung.
179
lobend erwähnt, aber doch minder hoch gestellt werden, als Phidias und P0-
lyklet, womit der Ausdruck des Pausanias dnoöäzov rcöv rcoairmv im besten Ein-
klange steht. Sodann aber dürfen wir wohl behaupten, dass dem Kallimachos
die Zusammenstellung mit dem älteren Kalamis vielmehr zum Tadel, als zum
Lobe gereicht. Er erscheint dadurch als ein Künstler, welcher nicht im Stande
War, den gewaltigen Umschwung der Kunst in den Werken eines Phidias und
Polyklet zu würdigen und zu begreifen, sich daher lieber mit den Vorgängern
derselben auf eine Linie stellt, und sein Verdienst höchstens darin sucht, das-
jenige, was diese erstrebt, noch mehr zu verfeinern und bis ins Kleinliche aus-
zubilden. So erreicht er Anmuth, aber nicht die freie natürliche, sondern die
mehr gesuchte archaische Zierlichkeit; er erreicht Sauberkeit und Feinheit, aber
durch ewiges Feilen geräth er in Gefahr, sich in Magerkeit und Härte zu ver-
lieren. Genug: Eigenschaften, welche an sich zum Lobe gereichen müssten,
werden bei ihm zum Tadel, weil sie, anstatt als Mittel zur Erreichung höherer
Zwecke zu dienen, durch Einseitigkeit und Uebermaass in ihrer Anwendung,
vielmehr der freieren Bewegung des Geistes als Hemmungen entgegentreten.
Dass ein archaistisches Relief des capitolinischen Museums, einen Satyr
mit drei Nymphen darstellend 1), nicht diesem Kallimachos beigelegt werden
kann, bedarf kaum eines besonderen Beweises. Der manierirte Styl, so wie
die Fassung der Inschrift KAANMAXOZ EÜOIEI 2), verweisen es in die rö-
mische Zeit; und obwohl wir dem Kallimachos einen etwas alterthümlichen
Styl beigelegt haben, so ist doch kaum anzunehmen, dass derselbe so wenig
entwickelt gewesen sei, als in dem Vorbilde, auf welches jenes Relief etwa zurück-
geführt werden könnte.
Demetrios.
Die verschiedenen Erwähnungen eines Bildhauers Demetrios lassen sich
ohne Schwierigkeiten auf eine und dieselbe Person beziehen. Zuerst führt 256
Diogenes Laertius 3) einen dvögtavrorroulg ganz kurz aus Polemon an. Quin-
tilian 4) nennt einen Demetrios, seiner Kunstrichtung wegen, neben Lysipp und
Praxiteles; doch dürfen wir daraus nicht schliessen, dass er deshalb auch diese
drei Künstler gleichzeitig hinstellen wolle. Plinius 5) berichtet Folgendes: „De-
metrius machte das Bild der Lysimache, welche 64 Jahre Priesterin der Mi-
n erva War; ferner eine Minerva, Welche M u s i c a genannt wird, weil die Schlangen
an ihrer Gorgo beim Anschlage der Gither mit Getön Wiederhallen; auch den
Ritter Simon, welcher zuerst über das Reiten schrieb." Lucian G) führt als ein
WVerk des Demetrios aus Alopeke eine Statue des korinthischen Feldherrn
Pellichos an. Die Zeit seiner Thätigkeit lässt sich durch das Bild des
Simon nur annähernd bestimmen. Xenophon, welcher um die IOöte Olympiade
starb i), erwähnt im Anfange seines Buches mpl innmjg, dass Simon über den-
selben Gegenstand geschrieben habe. Ausserdem wird von ihm erzählt, dass
er einen Fehler in der Zeichnung der Augen eines Pferdes auf einem Gemälde
des Mikon rügte, welcher um Ol. 80 blühete. Wir bewegen uns also in einem
1) Foggini: Mus.
Künstlerinsclniften, im
G) Philops. 18 u. 20. 7:
C2111. IV, t. 43.
B11. Mus. N. F.
s. Clinton fast-i
2) meinen
VIII, S. 236.
s. O1. 12-5, 2.
Aufsatz über das
3) V, 8-3. 4) XII,
Imperfpctunl in
10. o) 34, 76.