Bildhauer.
besonders klar in die Augen springt. Sicher ist wenigstens so viel, dass Pau-
sanias dem Kallimachos eine wesentliche Vervollkommnung der technischen
Mittel als Verdienst beilegt; und damit stimmt auch die Angabe des Vitruxi 1),
dass er den schon erwähnten Beinamen wegen seiner „Eleganz und Subtilität
in der Marmorarbeitit erhalten habe. Am bestimmtesten zeichnet indessen Pli-
nius 9) die Individualität des Künstlers: „Unter Allen ist besonders durch seinen
Beinamen Kallimachtos bekannt, stets ein Tadler seiner selbst, und von einer
kein Ende findenden Genauigkeit, weshalb er den Beinamen katatexitechnos
erhalten hat, bemerkenswerth als ein Beispiel, dass man auch in der Genauig-
keit Maass halten müsse. Von ihm sind tanzende Lakedaemonierinnen, ein
254 gefeiltes Werk, in welchem aber alle Grazie durch die übergrosse Genauigkeit
verloren gegangen ist." Dieses Urtheil giebt uns zunächst Aufschluss über die
bestimmtere Bedeutung des eigenthümlichen Beinamens, über welchen vielfach
gestritten worden ist, da die Abweichungen in den Handschriften der ver-
schiedenen Schriftsteller der Gonjectur weiten Spielraum liessen. YVir können
hier nicht die einzelnen Lesarten kritisch untersuchen, und bemerken daher
nur, dass die besten Quellen fast tibereinstimmend auf die Form xorrarrygirexvog
hinleiten. Die Erklärung derselben ergiebt sich aus Dionys von Halikarnass 3):
O13 yoip örf 101„ rcldorat tat-v xat yparpefg äv 277g] goäagrgj Xsipäv süoroxiag ävösi-
xvüysvot roooürovg sloqaägovrat rrövovg, oäors xal cpläßta xccl nrüta xat xvoüg
xocl. rot roürong; örzowc eig ctxgov ägeoyctgeoäaz m2 xaranfustv sig raüra rdg
räxvag „Man sieht (um hier die XVorte Müller's 4) anzuführen, dass xccra-
rrlxstv rllv räxwyv ein sorgfältiges Ausdrücken aller Details der Oberfläche, über-
haupt ein Bilden ins Feinste und Kleinste bezeichnet. Dieser Ausdruck muss
in den WVerkstätten der Künstler gebräuchlich gewesen sein, aus welchen ihn
nur Dionysios für rhetorische Zwecke entlehnt; offenbar ging; er von den eigent-
lichen Plasten aus, Welche dem Wachs, mit welchem sie den Erzguss vorbereiten,
durch Kneten und Drücken seine Form gaben; xararrfustv drückt ein Kneten
aus, welches nicht viel Masse übrig lässt, überall ins Dünne, Feine geht." Dieses
xocrarrjxetr ist also, sofern nicht das richtige Maass überschritten wird, sogar
ein nothwendiger Theil aller Kunstübung; und Kallimachos konnte in. seinem
absichtlichen Streben nach. grösster Feinheit der Durchführung den davon ab-
geleiteten Beinamen, auch wenn er ihm von andern, und zuerst vielleicht im
tadelnden Sinne beigelegt war, für sich als ein Lob annehmen. Gewiss ist, wie
Müller sagt, "der Name xararzyfjirsxrog zwar einerseits lobend, aber doch zu-
gleich so zweideutiger Natur, dass er recht wohl durch ein nec finem habens
diligentiae übertragen werden konnte. Denn es liegt wirklich schon in diesem
Namen, dass dem Katatexitechnos am Ende die ganze Kunst in solche Minutien
übergeht, sich ihm gleichsam unter den Händen zerfasert."
Nach dieser Betrachtung müssen wir noch die Frage aufwerfen, ob nicht
255 mit derselben das schon früher angeführte Urtheil des Dionys von Halikarnass
im Widerspruch steht, welches Kallimachos mit Kalamis wegen der Zierlichkeit
und Anmuth zusammenstellt. Wir bemerken zuerst, dass beide Künstler zwar
lass
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de
Demosth.
194
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Nach-