Bildhauer.
(Partie. Praesentis). Die folgenden Figuren gehören offenbar zusammen. Wir
sehen ein Ross, Welches von einem vorangehenden Diener (irtrtozönog) an einem
Leitseile (äywyeüg) geführt wird; darauf folgt ein Mann, offenbar der Herr des
Pferdes, der mehr im Scherz als Ernst mit einer Gerte (Qotßöog) dasselbe schlägt;
dann ist eine Stele sichtbar und hinter derselben tritt ein zweiter Diener heran,
um dem Ross den Zügel anzulegen. Daran reihen sich endlich Zuschauer, um
die Darstellung" zu einem ruhigen Abschluss hinzuführen, nemlich ein Mann
auf seinen Stab gestützt, und eine Frau, an die sich ein Kind lehnt, von dem
Manne durch einen Altar getrennt. Vielleicht gehörte übrigens diese letztere
Gruppe zu einer neuen Scene."
1 Kallimachos.
Obwohl sein Vaterland nirgends ausdrücklich genannt wird, setzen wir
ihn nach Athen, weil sich dort wenigstens ein Werk in einem öffentlichen Ge-
bäude von ihm befand: ein goldener Leuchter im Erechtheum mit einer
immer brennenden Lampe, welche nur alle Jahre einmal an einem bestimmten
Tage mit Oel versehen wurde. Von der Lampe erhob sich eine eherne Palme
bis an die Decke des Tempels, um den Qualm von derselben abzuhalten: Pau-
sanias I, 26, 7. Ein zweites Werk des Kallimachos sah Pausanias zu Plataeae:
.eine sitzende bräutliche Hera (Nvttqievoizävzy): IX, 2, 7. Ferner nennt Pli-
nius von ihm tanzende Lakedaemonierinnen: 34-, 92. Diese möchte
Rangabe 1) für nichts Anderes, als die noch vorhandenen Karyatiden am Erech-
tbeum erklären. Allein so erfreulich es wäre, diese Werke auf einen bestimmten
Künstler zurückführen zu können, so dürfen wir uns doch von seinen, bei dem
ersten Blicke überraschenden Gründen nicht blenden lassen. Lucian nemlich
erwähnt?) eine Art des Tanzens, welche durch xagvartgetv bezeichnet wurde.
So habe Plinius aus einem Missverständnisse Karyatiden für lakedämonische
Tänzerinnen halten können. Allein, dieses zugegeben, müssten wir den Plinius
sogleich eines zweiten Fehlers beschuldigen, nemlich: Marmorwerke in dem
Buche über die Erzgiesser angeführt zu haben. Endlich aber passt das Urtheil,
welches Plinius über die Tänzerinnen fällt, in keiner YVeise auf die athenischen
Karyatiden: er nennt sie ein geteiltes (emendatum) Werk, in welchem aber
alle Grazie durch übergrosse Sorgfalt verloren gegangen sei.
Nach Plinius soll Kallimachos auch Maler gewesen sein; und wir würden
zur Bestätigung dieser Angabe auf Gregor von Nazianz 3) verweisen, wenn nicht
in dessen Zusammenstellung von Künstlern die grösste Verwirrung herrschte.
WVichtiger ist seine Thätigkeit in der Architektur. Denn er ist es, dem
Vitruv 4) in der bekannten Erzählung von dem Korbe auf dem Grabe eines ko-
rinthischen Mädchens die Erfindung des korinthischen Kapitals und der
korinthischen Säulenordnung beilegt.
Diese Nachrichtführt uns auf die Frage nach der Zeit des Künstlers.
Die Annahme Stackelbergdst), dass _er eine Statue des Stoikers Zeno gemacht
und deshalb erst in der 12Osten Olympiade gelebt haben könne, beruht auf
einem Missverständnisse der YVorte, die beiPlinius 6) sich an die Erwähnung
1) Rev. arch. II
allotempel S. 53.
de
salt.
in
Tollii
Itin.
Ital.
IV