Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

Bildhauer. 
Die 
Zeitgenossen 
und 
Nachfolger 
des 
Phidias 
und 
Myron 
Athen. 
Unter den attischen Künstlern dieser Periode treten uns als eine ällJgö- 
schlossene Gruppe zunächst nur die Schüler des Phidias entgegen, denen sich 
einige andere wegen ihrer, der Kunstrichtung des Phidias verwandten Werke 
anschliessen lassen. Bei allen übrigen ist, bis auf eine Ausnahme, von einem 
Schulzusammenhange nichts ausdrücklich überliefert. Wir behandeln also nach 
den Schülern des Phidias einige Künstler, welche eine von dem allgemeinen 
Entwicklungsgange einigermassen abweichende und auf persönlicher Eigenthüm- 
lichkeit beruhende Richtung verfolgen, betrachten sodann diejenigen, in deren 
Werken wir den Einfluss des Myron zu erkennen glauben; und fügen endlich 
in lockerer Zusammenstellung die übrigen an, Welche in den vorhergehenden 
Gruppen keine Stelle finden konnten. 
Welche Bedeutung schliesslich alle diese Künstler für die Geschichte der 
griechischen Kunst überhaupt haben, behalten wir uns vor, in dem Rückblicke 
auf diese Periode derselben in allgemeinen Zügen darzulegen. 
4 Alkamenes. 
Plinius 1) nennt Alkamenes einen Athener, und bestätigt diese Angabe 
durch die Erzählung, dass die Athener in einem künstlerischen Wettstreite für 
ihn als ihren Landsmann gegen den" Parier Agorakritos Parthei genommen 
hätten. Suidas 2) dagegen spricht von einem Lemnier Alkamenes; und bei" 
der Berühmtheit des Künstlers wird es kaum erlaubt sein, an einen andern 
als gerade diesen zu denken. Um daher Suidas mit Plinius in Einklang zu 
bringen, hat Is. Vossius vorgeschlagen, Avfiwtog in Atmung zu verändern, und 
Sillig glaubte eine Bestätigung dieser Conjectur darin zu finden, dass Alka- 
menes für das athenische Stadtviertel Limnae eine Statue des Dionysos gemacht 
hatte. Allein die Form Alnvtog anstatt der regelmässigen Atyvaiug ist nicht 
nachzuweisen. Da nun auch bei Tzetzes 3) Alkamenes yävet vmnoärryg heisst, 
so hat man in neuerer Zeit die verschiedenen Angaben durch die wahrscheinliche 
Annahme erklärt, dass er zwar Lemnier von Geburt, aber als Nachkomme 
athenischer Kleruchen auf dieser Insel auch Bürger in Athen gewesen sei. 
Die Zeit seiner Thätigkeit lässt sich durch zwei seiner Werke genau be- 
stimmen. Von seiner Hand Waren die Statuen im hinteren Giebel des Zeus- 
tempels zu Olympia 4), deren Ausführung ihm doch gewiss zu derselben Zeit, 
als sein Lehrer Phidias an dem Bilde des Gottes beschäftigt war, also Ol. 86, 
übertragen ward. Das Weihgeschenk aber, welches Thrasybul wegen der Be- 
freiung Athens von den dreissig Tyrannen von Alkamenes fertigen liess 5), lehrt 
uns, dass er noch 01.94, 2 am Leben war. Die Angabe des Plinius G), der ihn 
in die Slrste Olympiade setzt, muss also etwa auf den Beginn seiner Künstler- 
laufbahn bezogen werden. Neben diesen festen Bestimmungen erscheint die 
Bemerkung des Pausaniasl), dass Praxiteles im dritten Menschenalter nach 
Alkamenes gelebt habe, von geringem WVerth; und aus demselben Grunde können 
wir die Vermuthung Müllefs S) auf sich beruhen lassen, dass Alkamenes einen 
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) VIJ 
 Äilzulzzävryg. 
iI, 9, 1. S) 
3) Chil. VIU 
de Phid. ä 19. 
193. 
Pans. 
Pans.
	        
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