Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

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dürfen wir einen Punkt nicht übersehen: während sonst die Kunst gerade in 
ihren erhabensten Leistungen der Religion dienstbar zu sein pflegt, knüpft sich 
der Ruhm der genannten Künstler am wenigsten an ihre religiösen Werke. 
Ihre Götterbilder mögen die ihrer Vorgänger in der körperlichen Durchbildung' 
weit übertroffen haben: dass sie aber in geistiger Beziehung auf einer wesent: 
lich verschiedenen Grundanschauung beruhten, wird wenigstens nirgends aus- 
drücklich bemerkt. Nur eine Nachricht ist uns in dieser Beziehung über einen 
Künstler erhalten, der, zwar etwas älter als Phidias, doch noch gleichzeitig mit 203 
ihm arbeitete, nemlich Onatas; und diese Nachricht bestätigt nur, was wir über 
seine jüngeren Zeitgenossen vermutheten. Er bildet seine schwarze Demeter 
theils nach einem alten Vorbilde, theils nach Traumerscheinungen. Hier haben 
wir auf der einen Seite noch ganz den alten, durch religiöse Satzung geheiligten 
Typus, auf der andern Seite das Streben nach Idealität. Allein, selbst um sich 
nur theilweise Geltung zu verschaffen, muss auch dieses Streben wieder zur 
Religion, sei es auch selbst zu einer Art von religiösem Betruge, seine Zuflucht 
nehmen. Um den letzten Schritt zu voller Freiheit zu thun, war ein Geist 
nöthig, der sich seiner eigenen Ueberlegenheit bewusst war. Phidias wagte ihn, 
indem er alle willkürlichen Satzungen verachtete und als Gesetz nur das innere 
YVesen der darzustellenden Dinge selbst anerkannte. 
Und das ganze Alterthum wurde von dem Eindrücke seiner Werke über- 
ivältigt und verkündete sein Lob bis in die spätesten Zeiten hinab. Fassen 
wir daher diese Lobsprüche einmal etwas genauer ins Auge, um daraus den Cha- 
rakter seiner Idealbilder, wo möglich, noch genauer zu bestimmen. Berühmt ist 
der Ausspruch: Phidias allein habe Ebenbilder der Götter gesehen, oder allein 
sie zur Anschauung gebracht 1), ein Gedanke, der sich ähnlich in einem Epi- 
gramme des Philippos von Thessalonike 2) wiederiindet: 
'H 326g 67m9, änt 777V äS (nipavoi? sixöva detäcav, 
(Ileßöta,  0d f äßvyg Tdv Üedv dlbdysvog. 
Auch auf einen Römer, wie den Aemilius Paullus, machte der olympische Zeus 
den gewaltigsten Eindruck; ihm erschien mindestens der homerische Zeus ver- 
körpert, wenn nicht gar der Gott selbst gegenwärtigä). Plinius 4) nennt ihn 
unnachahmlich, Spätere preisen seinen Anblick gerade wie ein Zaubermittel, 
welches alle Sorge und alles Leid vergessen mache 5). Für uns wichtiger ist 
es, wenn Quintilian G) angiebt, man habe Phidias für einen noch bedeutenderen 
Künstler in der Bildung der Götter als der Menschen gehalten; sein Zeus habe 
sogar der bestehenden Religion noch ein neues Moment hinzugefügt: so sehr 
komme die Majestät des Werkes dem Grotte selbst gleich. Hier ist ausge- 204 
sprechen, was sich auch aus der Betrachtung seiner Werke ergiebt, dass sich 
Phidias vorzugsweise der erhabensten Aufgabe der Kunst, der Bildung der 
Götter, zugewendet hatte. Darum preist auch Dionys von Halikarnassl) an ihm 
das streng Ehrbare, Grossartige und Kilürdexrolle (n) osiivdu xal ireyalöreyumwv xai 
dgtwiianzdv), ebenso Demetrius S) das Grossartige mit 1d (Zxgnßäg diya (S- unten)- 
1) Strabo  Vgl. Photius Bibl. p. 3T F Bekker. 2) Anall. II. p. 22-3. 3) Polyb. 
Exc. XXX, 15, 3. Plut. Paull. Aem. 28. Livius 45, 28. 4) 34, 54. Vgl. Cic. Brut. 64 Hor- 
tensii ingeniuln ut Phidiae signunl simuI adspectuln et ln-obahnn est. 5) Arrian Epict. I, 6. 
Dio Chrys. XII, p. 209. G) XII, 10, 9. 7) de Isocr. 1x85 ed. Sylb. 3) de eloc-ut. ä 14.
	        
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