echische
Kunst
ihrer
höchsten
geistigen
Entwickelung.
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blühte. ausgeführt. Man hat daraus schliessen wollen, dass die Athene des
Phidias bis dahin unvollendet geblieben sei. Allein diese Cisellirungen sind
ein von der Conception des Ganzen unabhängiger Schmuck, welcher recht wohl
Später hinzugefügt werden konnte 1).
Höher als die Promachos ward als Kunstwerk ein ehernes Bild der Athene
geschätzt, welches nach Pausanias?) die Lemnier 3) auf der Akropolis von Athen
geweiht hatten, weshalb es von Lucian 4) kurzweg 1i Aqgwia genannt wird. Die
Lobsprüche, welche der letztere ihr ertheilt, berechtigen uns, auch die Nach-
richten bei Plinius 5') und Himerius G) auf sie zu beziehen. Plinius sagt: Phidias
habe eine Minerva von so ausgezeichneter Schönheit gemacht, dass sie von
ihrer Gestalt den Beinamen erhalten habe: ut formae cognomen acceperit. Man
hat daraus auf verschiedene Beinamen geschlossen: xalltnogqaog, zoclr), xal-
Man], oder formae in formosae verwandelt 7). Am ansprechendsten bleibt aber
die Vermuthung O. Jahn's S), dass formae die Uebersetzung des griechischen
Mopqicä sei, eines Beinamens, der zwar nur noch einmal, bei der Aphrodite in
Sparta 9), vorkommt, aber sich vollkommen aus sich selbst erklärt. Was Lucian
an ihr preist: den Umriss des ganzen Gesichtes, die Zartheit der Wangen, die
Symmetrie der Nase, giebt über die Darstellung im Allgemeinen keinen Auf-
schluss. Lehrreicher in dieser Beziehung sind die Worte des Himerius: "Phidias
habe nicht immer die Athene bewaffnet gebildet, sondern auch über die Wangen
der jungfräulichen Göttin Röthe ausgegossen, damit durch diese anstatt durch
den Helm die Schönheit der Göttin sich züchtig verhülle: ägiiäqizcc xaraxäag
717g rrczpszdg, Eva dvri xpcivovg 25m3 roümv 117g Üsoü rd xdÄÄog xgzimmrro. Hier-
durch wird wenigstens so viel klar, dass Phidias nicht die kriegerische, sondern
die friedliche Göttin, und zwar unbedeckten Hauptes darstellte. Unter den uns
bekannten unbehelmten Bildern ist jedoch keines, welches sich mit einiger
Sicherheit auf das Original des Phidias zurückführen liesse. Ueber zwei Epi-
gramme, die sich auf dasselbe beziehen lassen, s. unten.
Eine dritte eherne Statue der Athene hatte nach Plinius (34, 54) Paullus
Aemilius zu Rom beim Tempel der Fortuna huiusce diei geweiht. Woher
sie stammte, und wie sie gebildet war, wissen wir nicht.
Bei Gelegenheit eines Wettstreites mit Alkamenes, von welchem später
zu reden ist, heisst es ferner: jeder der beiden Künstler habe ein Athenebild
gemacht. Ob das des Phidias eines der bereits erwähnten, und welches es
gewesen sei, vermögen wir nicht zu entscheiden.
Ueber die Cliduchus bei Plinius s. unten.
Andere Götterbilcler:
Apollo Parnopios, der Heuschreckenalawehrer, Erzbild auf der Akro-
polis zu Athen (Ääyovai (Ilsiöiav rroujocu): Paus. I, 241, 8.
1) Eine kolossalo Eule. welche nach der Münze bei _Gerhard_ von der Athene unab-
hängig auf dem Rande der Akropolis aufgestellt war, scheint vfemgstelxis 1n gpäterer Zeit
Täir ein Werk des Phidias gegolten zu haben: Hesych. s. v. yllulßä {v Trolfq. D10 Chrysost.
XII, p. 195. lhr gehören wahrschcinlic-h einigem neuerer Ze1t getundeuc Bruchstücke an.
3) I, 23, g_ 3) XVahrScheinlich die attischen Klcruchen auf Lcnmos; vgl: Preller S. 18.3.
4) imagg, 4_ a) 34, 54 G) 01'. XXI, 4. 7) S. die älteren Erklärer des Plnnus; Preller in
der Arch. Zeit. 1846, S. 264 und Phidias, S. 185. Osann in der 181'011. Zelt. 1843, Beilage S. 65.
S) Arch. Zeit 1347, S. 63, 9) Pans. llI, 15, 11; Lykophron v. 449 u. Tzetzes.
Brunn. Gesrhichte der griechischen Künstler. QH-Xuü. 9