Kunst in
griechische
Die
ihrer
Schsten
geistigen Entwickelung.
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durch aber häufen sich auf dieser Seite die Attribute in einer Weise, Welche
dem künstlerischen Gleichgewicht weit weniger günstig ist, als wenn wir Speer
und Schlange auf die rechte, Nike und Schild auf die linke Seite versetzen.
Doch soll hiermit die Frage nicht entschieden, sondern nur ein Zweifel aus-
gedrückt werden, ob in den bisher versuchten Restaurationen 1) bereits überall
das Richtige getroffen sei.
In Betreff der Zusammensetzung des Bildes aus verschiedenen Stoffen er-
fahren wir durch Plato 9), dass die Augen, wie das ganze Gesicht, ferner Hände
und Füsse aus Elfenbein gebildet, die Augensterne aus Stein eingesetzt waren.
Aus Elfenbein war nach Pausanias auch die Gorgo, nicht zu verwechseln mit
Gorgoneion, d. i. der Aegis, auf der sich erstere befand S). Ausserdem mochte
an den nackten Theilen der Nike Elfenbein angewendet sein. Sonst herrschte
überall das Gold vor 4). Nur an einzelnen Theilen wird es, besonders der Farben- 15
Wirkung wegen, mit anderen Stoffen vertauscht sein, so z. B. an dem Helme,
Wo die Sphinx, wenn wir Plinius recht verstehen 5), aus Erz gebildet war. Dass
das Gold, 4-4 Talente an Gewicht G), abgenommen werden konnte, ist bereits er-
Wähnt worden. Ein goldener Kranz der Nike wird noch besonders in der Schatz-
rechnung des Parthenon 7) angeführt.
Wie das Klima der Altis die Anwendung von Oel erheischte, um das
Zeusbild vor Verderben zu schützen, so machte die trockene Luft der Akropolis
auch bei der Parthenos besondere Fürsorge nöthig. Hier war es aber YVasser
und Dunst von Wasser, wie Pausanias S) berichtet, welches zur Erhaltung; des
Elfenbeines angewendet wurde.
In der späteren Zeit muss das Bild viel von seiner ursprünglichen Schön-
heit verloren haben. Schon Ol. 95 war eine Restauration an der Basis nöthig
geworden, welche Aristokles ausführte 9). Isokrates 10) spricht von der Entwen-
(lung des Gorgoneion. Ol. 120 raubt der Tyrann Lachares bei seiner Flucht
den ganzen abnehmbaren Schmuck 11). In welcher Weise solche Beschädigungen
hergestellt wurden, ist uns nicht überliefert. Pausanias sah das Bild aus Elfen-
bein und Gold. Die letzte sichere Erwähnung fällt in das Jahr 375 n. Chr.,
die Zeit des Valentinian und Valens 12). Nach einer freilich nicht vollkommen
zuverlässigen Nachricht soll es sogar noch am Anfang des 10ten Jahrhunderts
in Konstantinopel zu sehen gewesen sein 13).
Von Gold und Elfenbein war ferner das Bild der Athene im Tempel zu
1) Quatremere J up. Ol. p. 226. (ierhard S. 6 u. 21; Taf. II, 1. Schöll Mitth. S. 67 Hgd.
2) Hipp. lnai. p. 291 B. C. Die Stelle de republ. I1 , p. 420 D von sehwarzgefärbten Augen
der Statuen gehört nicht hierher. 3) Vgl. Panofka Mus. Blaeas, p. 33. 4) Wie Panofka
(Alm. II, p. 110, 111) meint, iiilden sich Anspielungen auf die goldene Aegis bei Bacchy-
lides 17 ed Boisson; auf die goldene Lanze bei Arist. Thesniolah v. 325. D) Eine andere
Deutung, dass eine eheme Sphinx zwischen Schaft und Spitze der Iianze angebracht ge-
wesen sei, schlägt Schöll vor, bei Preller S. 184, N. 24. b) Nach Philoehonls beim Schol.
Arist. pac. 604. Thuc. II, 13 und Plut. de vit, aer. allen. 2 sprechen 1n runder Summe
Von 40, Diodor XII, 40 von 50 Talenten. Nach einer Anekdote bei Valer. Max. I, 1, ext.
lügen die Athene-r das kostbare Gold als einen der Göttin würdrgeren Stoff dem dauer-
llafteren Marmor vor. 7) C. Illscr. G11 11- 1-50, ä 133 s) v.- 111 10- 9) C-I- G131, P- 257.
10) Q Canim ä 57_ Vgl Suii S_ v, qyjjn; aus Synesius enc. ealv; p. 83. 11) Pans, I, 25, 7_
Pluf. de. Is. et Os. C. 71k. 15') Zosimus IV. 18, p. 192 Bekk. 13) I gl. Jahn in d. Arch. Zeit.
1348, S. 239.