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Athenebilder.
Die zahlreichen Bilder dieser Göttin ordnen sich am besten nach den
Stoffen, und wir stellen demnach die kostbarsten aus Gold und Elfenbein voran.
Unter ihnen und überhaupt unter den Werken des Phidias nächst dem Zeus
ist das berühmteste:
Das Bild der Athene Parthenosl) auf der Akropolis zu Athen. Die
Hauptstellen über dasselbe finden sich bei Pausanias2), Plinius 3) und Maximus
Tyrius 4). Nach diesen hatte es eine Höhe von 26 Ellen. Die Göttin War stehend
gebildet, mit dem Chiton angethan, Welcher bis auf die Füsse herabfiel. Sie
trug auf der Brust die Aegis, welche in der Mitte mit dem Medusenhaupte ge-
schmückt war. Auf dem Helme, der das Haupt bedeckte, lagerte eine Sphinx;
auf den Seiten des Helmes Greife. In der einen Hand trug die Göttin eine
Nike von vier Ellen Höhe, in der anderen den Speer. Unten an demselben und
zu den Füssen der Göttin Wand sich die athenische Burgschlange, nach Pau-
sanias das Bild des Erichthonios. Auf dem Boden neben der Göttin stand der
Schild, auf dessen äusserer Seite eine Amazonenschlacht, auf der inneren der
Kampf der Götter und Giganten in cisellirter Arbeit dargestellt war. In dieser
Amazonenschlacht War es, wo Phidias sein eigenes Bild und das des Perikles
in so kunstreicher Weise angebracht hatte, dass sie nicht abgenommen werden
konnten, ohne das die Verbindung der übrigen Theile sich löste 5). Sich selbst
hatte Phidias als kahlköpiigen Alten dargestellt, der mit beiden Händen ein
Felsstück erhebt; Perikles schwang in der Hand den Speer und bedeckte da-
durch sein Gesicht in der Mitte, aber so, dass die Aehnlichkeit auf beiden Seiten
des Armes zum Vorschein kam. Selbst die tyrrhenischen G) Sohlen der Göttin
Waren mit einem Relief, dem Kampfe der Lapithen und Kentauren, verziert.
Auf der Basis endlich sah man die Geburt der Pandora in Gegenwart von
zwanzig Göttern dargestellt 7).
Obgleich wir uns nach dieser Beschreibung" das Bild der Göttin ziemlich
vollständig zusammensetzen können, so bleiben doch über einzelne wesentliche
Punkte Zweifel, die sich nicht mit Bestimmtheit lösen lassen: so namentlich
darüber, in Welcher Hand sich die Nike befand. Genaue Nachbildungen in Erz
oder Marmor, welche über die Vertheilung der Attribute Auskunft geben könnten,
fehlen uns leider, oder lassen sich wenigstens nicht sicher nachweisen, da in
Marmorwerken die Arme mit den Attributen fast immer restaurirt sind. Ob
wir aber als solche die Bilder auf Münzen mehrerer asiatischen Städte S) an-
erkennen dürfen, scheint mir Wenigstens nicht durchaus Lmzweifelhaft. Halten
wir uns an Pausanias, so gehören der Speer und die Schlange, mindestens in
ihrer Hauptmasse, auf die eine Seite, Nach den Münzen und einem Relief 9),
wo die Nike von der Rechten getragwen wird, müsste dies die Linke sein, auf
welcher auch der Schild seiner Bestimmung nach am besten Platz findet. Da-
1) Parthenos nach Pans. Y. 11, 10 und Soh01.Den1osth_c.Androt. p. 597 Reiske.
Clem. Alex. p. 13, 15 nennt sie Polias. 2) I, 24, 5; 7. 3) 34, 54; 36, 18. Vgl. Panofka
in d. Ann. delP Inst. H, p. 103. 4) Diss. XIV, p, 260 Reiske. 5) Plut. Per. 31. G) Pollux
VII, 92. 7) Uelaer die verschiedenen Versuche, die (larauf bezüglichen Worte des Plinius
(34, 19) zu emendiren, vgl. die Ausgabe von Siilig, 3) Müller u. Oest. II, 19, n. 203. Ger-
hard liilinervenidole IV, 3. 9) Gerhard V, 5.