Die
griechische
Kunst i n
ihrer
Schsten
geistigen
E ntwick eh
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Ein aus vielen Theilen und verschiedenen Stoffen zusammengesetztes Bild
ist schon an sich Unfällen leichter ausgesetzt, als ein einfaches Erz- oder Marmor-
Werk. Noch dazu aber war die Altis, wo der Zeus aufgestellt war, durch Feuchtig-
keit und häufigen Temperaturwechsel berüchtigt, der Zeus also noch besonderer
Schutzmittel dagegen bedürftig. Nach Pausanias und Andern 1) bediente man
Sich dazu des Oeles. Dass aber das Bild mit Oel übergossen worden wäre,
oder dass Verdunstung von ringsherum ausgegossenem Oele den nöthigen Schutz
gewährt haben sollte, beruht gewiss auf irriger Vorstellung. Vielmehr scheint
Schubart?) das Richtige getroffen zu haben, wenn er behauptet, (lass der höl-
zerne Kern des Bildes mit Oel getränkt worden sei: denn dieser sei vor Allem 177
Zu schützen gewesen, wenn nicht das Elfenbein, auf welches an sich die Witte-
rung einen geringeren Einfluss ausübt, durch Werfen und Springen der Unter-
läge ebenfalls Risse habe bekommen sollen. Für das Oel, Welches bei den
öfter wiederkehrenden Benetzungen herabfliessen musste, befand sich eine eigene
Vorrichtung, wie Schubart meint, nicht auf dem Boden des Tempels, sondern
auf der oberen Fläche der Basis. Pausanias sagt davon: der Boden vor dem
Bilde sei mit schwarzem Marmor belegt; um diesen herum aber laufe eine Leiste
Von weissem parischen Marmor. um die weitere Ausbreitung des Oels zu ver-
hindern. Trotz dieser Vorkehrungen und der Sorge der Phaedrynten war in-
dessen schon 50-60 Jahre nach Phidias das Elfenbein aus seinen Fugen ge-
gangen. Die Restauration wurde aber damals von dem messenischen Künstler
Demophon so geschickt ausgeführt 3), dass in der späteren Zeit keine weiteren
Klagen über ähnliche Beschädigungen laut werden.
l Ueber die spätere Geschichte des Zeusbildes genügen hier kurze Angaben 4).
Unter Caesar soll es ein Blitz getroffen haben G). Caligula wollte es nach Rom
versetzen und durch seinen eigenen Kopf verunstalten 4). Lucian 7) erwähnt,
dass man dem Bilde zwei der goldenen Locken gestohlen habe, jede sechs
Minen an Werth; Pausanias schweigt davon und sah im Ganzen das Bild wohl-
erhalten. Unter Julian spricht Libanius 3) vom olympischen Zeus, als einem
noch vorhandenen Kunstwerke. Unter Theodosius II, der seit 408 regierte, soll
der Tempel zu Olympia verbrannt sein, und damals hörte auch die Feier der
Olympischen Spiele auf Da nun bald darauf der Peloponnes auch durch die
Züge der Völkerwanderung verheert wurde, so wird der Zeus kaum die da-
malige Zeit überdauert haben. Zwar berichtet Cedrenus 10), dass bei dem grossen
Brande in Konstantinopel 475 n. Chr. der Palast des Lausos, und in ihm nebst
anderen Kunstwerken auch der olympische Zeus des Phidias zu Grunde ge-
gangen sei. Doch ist diese Nachricht nicht als vollkommen sicher anzunehmen, 178
da in Betreff der zugleich erwähnten Kunstwerke grosse Verwirrung herrscht,
und leicht (ging Verwechselung mit einem anderen Zeusbilde stattgefunden
haben kann.
1) Methodius bei Photius p. 293. ed. Bekker. Epiphanius adv. 1125er. 11b. II, .T. l._ haeres.
Origcn. LXIV, p. 542 ed. Petav. 2) S. 407-413. 3) Pans. IV, 31, b. 4) Apsiührhch han-
delt davon Rathgeber S. 291 Hgd. 5) EHSGb. 1112161). SV. In, 2, P- 1-53, b) Sucton. Calig.
22; 57; vgl, Die Cass, 59, 28. Ioseph. Ant. Iud. 19, 1._ 7) Iup. trag. '20; Ygl. 'l'i1n0n 4.
8.) Epist. 10-52, 13.497. Auch Julian ep. S. 9) Schol. Luc-lan. 13-221 erl. Jacobltz. 10) Ann.
P. 322 B.