Bildhauer
II. 1. Herakles im Kampfe mit dem Löwen von Nemea.
2. Des Aias Frevel an Kassandra.
8. Hippodamia mit ihrer Mutter.
III. 1. Herakles, der zur Befreiung des gefesselten Prometheus erscheint.
2. Achilleus, der die sterbende Penthesilea emporhält.
3. Zwei Hesperiden mit den Aepfeln.
So haben wir auf jeder Seite drei Gruppen, eine jede von zwei Figuren,
und wir dürfen demnach wohl annehmen, dass der Raum auch architektonisch
in derselben Weise gegliedert gewesen sein wird. Auf dieser wandartigen Ver-
kleidung ruhten alsdann die Querriegel, gleichsam wie ein Gebälk oder Fries
auf einer Mauer. Und erst auf diesen erhoben sich die Säulen, in gleicher Reihe
mit den oberen Siegesgöttinnen, welche die Füsse des Thrones im engsten Sinne
bilden, während alle Theile darunter in gewisser Weise als Basis dieses Säulenbaues
betrachtet werden können. Die Zahl der Säulen scheint sich aber nach den Ge-
mälden der Schranken bestimmen zu müssen, indem am natürlichsten zwei auf
jeder Seite, je eine über der Scheidelinie zweier Gemälde, angenommen werden.
Auf den ersten Blick mögen uns diese Schranken in solcher Anordnung
etwas frerndartig erscheinen. Aber dieser Eindruck wird sich mildern, wenn
wir bedenken, dass dieser Thron nicht ein einfacher Stuhl, sondern eben der
Thron des Zeus War, welcher, wie ein zu grossen Feierlichkeiten bestimmter
Königssitz, einen festen Stand und daher eine solidere architektonische Gon-
struction haben muss. Sodann aber dürfen wir die Art der Ausführung nicht
unberücksichtigt lassen. Pausanias sagt, diese Schranken seien nach Art von
Mauern construirt gewesen. Der Eindruck, den sie auf den Beschauer hervor-
3 brachten, war also wesentlich verschieden von dem der andern Theile des Thrones.
Der Grund ist einfach und klar: überall sehen wir runde, mehr oder weniger
erhaben gearbeitete Figuren und Verzierungen, hier dagegen Gemälde. Die
blaue Farbe (xziavov), welche auf der Vorderseite allein angewendet, auch auf
den andern Seiten den Grund der Figuren bilden mochte, giebt eine gewisse
Tiefe, und lässt die aus Gold, Elfenbein und Ebenholz gearbeiteten Theile stark
hervorspringen. Die Figuren der Gemälde, nach dem Style der damaligen Zeit
ohne Schatten, nur in Contouren, die mit einfachen Tinten ausgefüllt waren,
mussten ebenfalls den erhabenen Theilen in dem Gewicht der Wirkung nach-
stehen. So werden die Schranken in ihrer Gesammtheit mehr den Eindruck
eines gemalten Vorhangs, einer leichten Verkleidung, als einer schweren Archi-
tektur hervorgebracht haben. Ja, vergleichen wir nur einmal beispielsweise den
Restaurationsversuch Quatremereis, so werden wir in demselben sogar den Mangel
dieser Schranken empfinden, indem er mit seinen isolirten Füssen, Säulen, Quer-
riegeln, durch die man nach allen Seiten durchblickt, mehr an ein Baugerüst
erinnert, als an einen würdigen Sitz für den König der Götter.
Wir holen jetzt ein bisher übergangenes Stück in der Beschreibung des
Pausanias nach: „Auf jedem der vorderen Füsse liegen thebanische Knaben von
Sphinxen geraubt, und unter den Sphinxen tödten Apollo und Artemis mit ihren
Geschossen die Kinder der Niobe." Voraus bemerken wir, dass über den Sieges-
göttinnen und Säulen sich die Schwingen befinden mussten, welche die Füsse
unter einander verbanden und das Sitzbrett trugen. Sodann ist namentlich