griechische
Kunst
ihrer
ichsten
geistigen
Eutwiczkclung.
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förderlicher, sich mit möglichster Lebendigkeit in die Zeit zu versetzen, in 16.5
Welcher Phidias heranwuchs und als Künstler auftrat, als feste Zahlenbestim-
lnungen zu versuchen, wo sich nun einmal nichts Festes bestimmen lässt. Da-
nach hat Preller mit Glück versucht, die Kunstthätigkeit des Phidias in gewisse
Perioden einzutheilen, und wir glauben also am besten zu thun, wenn wir die
Resultate seiner Betrachtungsweise möglichst kurz und meist mit seinen eigenen
Worten wiedergeben.
Dass schon Themistokles bei seiner praktischen Aufgabe (ler Wieder-
herstellung der Stadt auch auf deren Verschönerung ausdrücklich Rücksicht ge-
nommen habe, wird nicht besonders gemeldet. Dass ein Theil der Tempel,
ihrer Bilder u. s. w. zugleich mit der Stadt erneuert werden musste, versteht
sich freilich von selbst. Ein bestimmtes Streben jedoch, Athen auch durch die
Kunst zu verherrlichen, tritt erst bei Kimon deutlich hervor. Ihm war es aber ,
besonders darum zu thun, das Andenken an die glorreichen Ereignisse der
letzten Vergangenheit, die Schlachten bei Marathon, Salamis, Plataeae, auf alle
Weise festzuhalten und zu beleben. Schlachten und Siege der Athener, my-
thische mit den historischen verflochten, sind es, Welche damals an öffentlichen
Werken vorzugsweise zur Darstellung kommen. S0 werden wir denn auch von
den Werken des Phidias diejenigeen, welche eine Beziehung auf die Perserkriege
haben, mit einiger Sicherheit auf die Periode des Kimon beziehen dürfen, nament-
lich das delphische Weihgeschenk, die Statue der Promachos, ausserhalb Attika
die Athene zu Plataeae.
Nach Kimon folgte die noch weit glänzendere Staatsverwaltung des Pe-
rikles. Unter ihm nahm die Kunst bald eine ganz freie und unabhängige Stel-
lung, wobei es, wie bei der Politik des Perikles, auf etwas rein und aus-
schliesslich Attisches abgesehen war, YViederherstellung der noch zertrümmerten
Heiligjthümer im Sinne der neubelebten Kunst, Verzierung vor Allem der Burg
als des sacralen Mittelpunktes von Athen und Attika, Darstellung und Aus-
bildung des Atheneideales nach allen Seiten und Beziehungen, als derjenigen
Religion, in welcher sich das geistige, historische und selbst das materielle Leben
des attischen Staates und Volkes nach seiner idealen Begründung am meisten
gesammelt fand. Durch eine Reihe der grossartig-sten Bauunternehmungen ent-
stand damals ein Leben, welches alle Kräfte vom Handwerker bis zum voll- 166
endetsten Künstler in Anspruch nahm 1). Phidias aber stand in dieser Periode
in der Blüthe seiner Thätigkeit und seines Ansehens, und durch sein persön-
liches Verhältniss zu Perikles ward er die Seele aller dieser Unternehmungen?)
S0 müssen wir denn in diese Periode nicht allein den grössten Theil der in
Attika aufgestellten und dem Phidias namentlich zugeschriebenen Werke ver-
setzen, sondern es gebührt ihm auch ein grosser Antheil des Ruhms aller der
grossen perikleischen Bauten. Namentlich aber werden wir" die reichen pla-
stischen und statuarischen Verzierungen des Parthenon, wenigstens nach Er-
findung, Zeichnung und Anordnung, als Werke des Phidias betrachten dürfen,
wenn er auch bei der Ausführung so ausgedehnter Arbeiten sich fremder Hülfe
bedienen musste.
Plunt.