Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

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Bildha uer. 
Die 
Plutarch 1) aufgewogen, demzufolge die Plataeer nach der Schlacht von Plataeae 
80 Talente als otgwreiov erhielten, mit denen Tempel, Gemälde und das Bild 
der Göttin hergestellt worden seien. Dass ferner die goldenen Schilde zu Delphi 
mit Unrecht auf die marathonische Schlacht bezogen wurden, lehrt ihre bei 
Aeschinesfl) berührte Inschrift: „Die Athener von den Medern und Thebanern, 
als diese auf der Gegenpartei der Hellenen laämpften", wo die Erwähnung der 
Thebaner an Marathon zu denken verbietet. Auch bei der ehernen Pallas in 
Athen sclnvankeii die Angaben. Demosthenes 3), obwohl er von cigwrsiov spricht, 
wo er nur von Beuteantheil sprechen durfte, Sagt doch wenigstens: die Stadt 
habe das Bild geweiht als ägwreiov vom Kriege gegen die Barbaren 4). Der 
Scholiast zu Aristides ä) nennt sie aber geradezu nach den persischen Kriegen 
geweiht. Bei Erwähnung des athenischen Schatzhauses und des Tempels der 
Eukleia endlich bedient sich Pausanias gerade jener allgemeinen Ausdrucks- 
weise, wie sie im Munde des Volkes gebräuchlich gewesen sein muss: X, 11, 5 
(lud rcöv Eg Magocßäva ärcoßotvzwv, l, 14-, 5 dm) IVhföcov oll rrjg Xaipag; llllapa- 
3135121, äoxov. Auf keinen Fall konnte dieser Tempel, wie der zu Plataeae und 
die Pallas zu Athen, vor den Schlachten von Salamis und Plataeae geweiht 
sein, da gleichzeitig mit denselben Xerxes Athen und Plataeae zerstörte und 
plünderte.  So bleibt nur ein einziges YVeihgesclienk, die grosse Statuen- 
gruppe von Phidias in Delphi, übrig, von welcher wir mit Bestimmtheit sagen 
können, dass sie wegen des Sieges bei Marathon aufgestellt ward, weil zu dieser 
Gruppe das Bild des Miltiades gehörte. Von ihr sagt Pausanias ausdrücklich, 
sie rühre cältnäsi Ädyog von dem Zehnten der Schlacht her. Dass aber selbst 
dieses Werk nicht sobald nach der Schlacht geweiht ward, scheint mir gerade 
das Bild des Miltiades zu beweisen. Denn es ist wenig wahrscheinlich, dass 
die Athener ihn in Delphi so hoch ehrten, während sie ihn zu Hause im Kerker 
gefangen hielten. Ich möchte also auch dieses Werk in diejenige Zeit setzen, 
in welcher das Andenken des Miltiades durch seinen Sohn Kimon wieder zu 
neuen Ehren gelangte, und in welcher auch in Athen Miltiades durch das Ge- 
mälde des Panaenos in der Poekile verherrlicht wurde. 
Blicken wir jetzt auf die bisherigen Erörterungen zurück, so ergiebt sich, 
dass wir allen Schwierigkeiten am besten begegnen, wenn wir unseren Stand- 
punkt gerade in der Mitte zwischen den Meinungen von Müller und von Thiersch 
nehmen, und unsere Ansicht dahin aussprechen, dass Phidias gegen O1. 70 ge- 
boren war, und um die Zeit der Schlacht von Salamis in der Kunst thätig- zu 
sein begann. Einige Jahre später, welche nöthig waren, um Athen aus dem 
Schutt erstehen zu lassen, konnte er dann an den wegen der Perserkriege ge- 
weihten Denkmalen beschäftigt sein. Als aber die Parthenos in Athen auf- 
gestellt wurde, war er etwa ein Sechziger, auf welchen die Bezeichnung eines 
kahlköpiigen Alten recht wohl ihre Anwendung findet. Sein Tod aber fällt etwa 
in sein siebzigstes Lebensjahr  
Doch, fahre ich mit den YVorten Prellerls 7) fort, es ist viel wichtiger und 
1) Arist. 20. 2) in Ctes. p. 70; F370 ed. Reisk. 3) de fals. leg. p. 428. 4) Vgl. adv. 
Timocr. p. 74; adv. Androt. p. 59417.  p. 104 ed. Frommel. G) Mit diesem Resultaten 
Stimfl]; im Allgemeinen YVelcker m seinen mündlichen Vorträgen, sowie auch Preller über- 
ein. ) S. 166.
	        
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