Volltext: Die Bildhauer (Bd. 1)

Bildhauer. 
Bild von Pellene liefert also mindestens den Beweis, dass Phidias schon in 
seinen jüngeren Jahren mit dem Peloponnes im Verkehr stand. 
Ferner versucht Müllerl) für seine Zeitbestimmung" die Erzählungen von 
der Liebe des Pantarkes geltend zu machen. Dass er das Bild dieses Knaben 
am Throne des Zeus 11l1l)I'21Cl1lZ6, ist bereits erwähnt worden. XVeiter wird aber 
berichtet, er habe den Namen des Pantarkes (Hczvroigxwyg zalög) auf einem 
Finger des Zeus eingeschrieben; und eben daraus folgert Müller: eine solche 
Liebesleitlenschaft, wie sie sich in dieser Inschrift offenbare, sei selbst nach 
griechischen Begriffen bei einem Greise unerhört und höchstens bei einem Manne 
von noch kräftigem Alter erklärlich. Aber schon Thiersch hat darauf hinge- 
wiesen, dass Müller diese Erzählungen von einem zu einseitigen Standpunkte 
aufgefasst habe. Zuerst müssen wir beachten, dass die Angaben über die In- 
161 schrift sehr schwankend sind. Die Einen?) setzten sie auf den Finger des 
Zeus, Andere 3) auf den Finger der Aphrodite Urania zu Elis, noch Andere 4) 
auf den der Parthenos zu Athen. Unsere Gewährsmänner sind aus später Zeit, 
und schreiben meist ohne eigene Anschauung nach Hörensagen, Sophisten oder 
christliche Kirchenvater, welche letztere namentlich nach Thiersclfs Bemerkung" 
in den Nachrichten von den Ausschweifungen auch der berühmtesten „Heiden" 
unerschöpflich sind. Pausanias, der doch zweimal 5) der Liebe zu Pantarkes 
Erwähnung; thut, und also hinlängliche Aufforderung hatte, ein Wort über die 
Inschrift hinzuzufügen, schweigt von ihr gänzlich. Aber auch zugegeben, dass 
den Phidias noch etwas anderes, als die Begeisterung für die künstlerische 
Schönheit eines Knaben bewog, dessen Bild am Throne des Zeus anzubringen, 
so lässt sich doch immer daraus keine Altersbestimmung' für den Kttnstler her- 
leiten. Denn es fehlt auch sonst an Erzählungen nicht, welche griechische 
Greise selbst in sehr hohem Alter einer heftigen Liebe fähig zeigen.  Ge- 
denken Wir endlich der gewaltigen Schöpfungen aus den letzten Jahren eines 
Aeschylus, Sophokles, Pindar, so werden wir auch darin Müller nicht beistiminen 
können, dass er behauptet, ein Werk, wie der Zeus des Phidias, könne nur 
von einem Künstler in mannhaftem und noch kräftigem Alter geschaffen werden. 
Die Gründe also, welche Müller laeiluringt, entbehren der beweisenden Kraft 
für die Annahme, dass Phidias erst Ol. 73 geboren sei. Noch dazu ist uns 
aber eine Angabe erhalten, welche geradezu dagegen streitet: die nemlich, dass 
Phidias auf dem Schilde der Parthenos sich selbst unter dem Bilde eines kahl- 
köpfigen Alten (ngscrßiirov tpalaxgoü) dargestellt habe G); und wir müssen hier 
die Ansicht Thiersclfs theilen, dass darin der einzige sichere Haltpunkt für eine 
Altersbestimmung des Phidias liege. Nach Müller aber wäre Phidias, als er 
dieses Bild machte, erst 50 Jahre alt gewesen, was mit Plutarclfs Worten doch 
kaum in Einklang zu bringen ist. Freilich ist es aber auch nicht nothwendig, 
mitThierscli an einen Siebziger zu denken, sofern nicht gewichtige Gründe 
162 dazu zwingen. Als solche jedoch vermögen wir diejenigen, auf welche sich 
dieser Gelehrte stützt, nicht anzuerkennen. Sie sind von den Werken des 
1) ä 18. 2) Clem. Alex. C011. p. 47 Potter. Suid. und Photius  v.  Näuärfb; 
Arnob. VI, 13. 3) Phot, Lex. p. 432, 19. Libanius nach dem Schal. zu Ulem. Alex. p. 11-5 
ed. Klotz. 4) Gregor. Nazianz. Carm. iamb. 18, tom. II, p. 184 ed. Ven. 5) V, 11, 8; VI, 10, 6. 
6) Plut. Per. 31.
	        
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