iasere Ausbreitung und Streben nach freier blntwickelung,
von O1.
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Wendigr, um dadurch das Mangelhafte der Beobachtung zu ergänzen. Daraus
erklärt sich die Sorgfalt in der Symmetrie, daraus erklären sich auch die Epithetzr
doctus und operosus. welche Statius 1) und Ovid?) dem Myron beilegen. De11-
noch würde weder eine scharfe Beobachtungsgabe, noch eine gelehrte Geistes-
thäitigrkeit zur Herstellung so kühner, Iebensvoller Gebilde hingereicht haben,
hätte nicht Beides einen Einigungspunkt in einer noch höheren Geistesthätig-
keit des Künstlers gefunden. Myron ist bereits frei von den letzten hemmenden
Fesseln der früheren Kunstperiomle und schafft aus der eigenen Phantasie. So
durfte er es sogar wagen, über den Kreis des unmittelbar Wlahrnehmbaren hin-
auszugehen, und die Gesetze des physischen Organismus auf Gestalten anzu-
wenden, die in der YVirklichkeit nie existirt haben. Ich meine seine Seedrachen:
Wesen dieser Art können nur (ladurch einen wahren, inneren YVerth haben,
dass. wie Schornit) sagt, „der Beschauer sich von der Möglichkeit der Existenz
so organisirter Geschöpfe überzeugt fühlt, weil er einen in allen seinen Theilen
harmonischen Chi-trakter vor sich hat. Solch eine Gestalt kann aber nicht
durch mühselige Berechnung zusammengesetzt werden sie ist ein Geschöpf
der Phantasie und wird von ihr geboren wie durch Zauberkraft aber die
Phantasie d-arf nicht in leeren Träumen spielen, sie muss genährt sein von Er-
kenntniss und Anschauung aller lebendigen Dinge."
So haben wir die Kunst in den verschiedensten Richtungen ihrer höchsten
Entwickelung zueilen sehen. Gefühlvollerer Ausdruck zeichnete die Wlerke des
Kalamis, naturgemässere Durchbildungi der Form die Werke des Pythagoras
aus. Die Richtung des Myron können wir kaum anders als eine idealistische
nennen. Nur hatte es sein Idealismus nicht mit geistigen Ideen, sondern mit
körperlichen Kräften zu thun. Indem er aber den streng gesetzmässigen XVir-
kungen (lerselben auf den gesanimten Organismus" künstlerische Gestaltung ver-
lieh. musste er sich über die Zufälligkeiten der Wlirklichlseit erheben und Ge-
bilde von einer höheren Wahrheit, man möchte sagen, Nothwendigkeit schaffen.
Diese Eigenschaft aber ist es, welche ihnen auf den Namen von Idealen einen
gegründeten Anspruch verleiht.
Jetzt war nur noch ein Schritt zur höchsten Vollendung; zu thun übrig;
nemlich: die erhabensten, göttlichsten Ideen der griechischen Welt in freien
Schöpfungen der Kunst zu verkörpern. Diesen Schritt wagt der gewaltigste
unter den Zeitgenossen des Myron, Phidias.
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219.
Studien
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