Volltext: Das Leben des Michelangelo Buonarroti

LEBEN DES MICHEL ANGEI 
BUONARROTI- 
Albrecht Dürer l liest, dieser ihm sehr schwach vorkommt, da er 
es in seinem Geiste sieht, um wie Vieles schöner und nützlicher 
dieser sein Entwurf über selbige Materie wäre. Und um die 
Wahrheit zu sagen, Albrecht handelt nur von den Maassen und 
der Verschiedenheit der Körper, davon man eine sichere Regel 
nicht geben kann, und macht die Gestalten steif wie die Pfähle; 
von dem aber, was das Wichtigste ist, von den menschlichen Ge- 
berden und Bewegungen sagt er kein Wort. Und Weil er heute 
schon von hohem und reifem Alter ist, auch nicht glaubt, der 
Welt diese seine Gedanken in der Schritt vorlegen zu können, 
so hat er mir mit grosser Liebe auf das Ausführlichste jegliches 
Ding erölinet, Worüber er auch zu verhandeln anfing mit Herrn 
Realdo Colombo, einem höchst ausgezeichneten Anatomen und 
Wundarzt und einem sehr grossen Freunde Michel Angel0's, und 
mir, welcher zu diesem Zwecke ihm den todten Körper eines 
Mohren schickte, eines sehr schönen Jünglings, und so wohl zu 
brauchen, Wie man es nur Wünschen konnte, und er wurde 
nachSanct Agathe gebracht, wo ich wohnte und noch wohne, 
als nach einem abgelegenen Orte, an Welchem Körper Michel 
Angelo mir viele seltene und verborgene Dinge Wies, die vielleicht 
niemals so waren erkannt worden, die ich auch alle aufschrieb 
und eines Tages mit Hilfe irgend eines gelehrten Mannes 
herauszugeben hoffe zum Vortheil und Nutzen aller Jener, die 
sich der Malerei oder Sculptur widmen Wollen. Aber jetzt 
genug davon.  
LXI. Er widmete sich der Perspective und der Architektur, 
und Was er daraus für Nutzen gezogen, das beweisen seine 
Werke. Auch hat Michel Angelo sich nicht begnügt mit der 
blossen Kenntniss der hauptsäichlichsten Theile der Baukunst, 
1 Dies Werk Albrecht Dürefs behandelt nicht die Anatomie, sondern 
die Proportionslehre; es ist heutzutage noch ein Hauptwerk, das seinen 
bleibenden Werth hat. Die deutsche Ausgabeßrschicn im Todesjahre Albrecht 
Dürei-"s 1528, unter dem Titel: "Hierin sind begriiten vier bücher von 
menschlicher Proportion, durch Albrechten Dürer von Nürenberg erfunden 
und beschriben, zu nutz allen denen, so zu diser Kunst lieb tragen." Schon 
1532 erschien in Nürnberg eine lateinische Uebersetzung durch J. Camerarius. 
Der von Condivi erwähnte Realdo Colombo, ein berühmter AnZlLOln seiner 
Zeit, starb 155g zu Rom. Sein Hauptvrerk ist das in Venedig 155g gedruckte 
Werk: „XV Libri di Notomia." 
Quellenschriftcu f. Kunstgesch. VI. (i
	        
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