LEBEN DES MICHEL ANGELO
BUONARROTI.
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zu Seiner Heiligkeit Zutritt erhalten, mit meinen Ohren aus
seinem Munde gehört habe, und überdies, dass, wenn er ihn
überlebte, wie es der natürliche Lauf des Lebens zu erheischen
scheint, er ihn einbalsamiren lassen und ihn bei sich haben
wollte, damit dass sein Leichnam ewiglich sei, wie es seine
Werke sind, was er auch im Beginne seines Pontificats demselben
Michel Angelo sagte, da Viele gegenwärtig waren, so dass ich
nicht Wüsste, was für den Michel Angelo ehrenvoller und ein
grösseres Zeichen sein könnte von dem Werthe, den Seine Heilig-
keit auf ihn legte, als diese Worte.
LlX. Er bewies dies auch öffentlich, als er, nach dem Tode
von Papst Paul und da er selber Papst geworden war, im
Consistorium, in Gegenwart aller damals in Rom anwesenden
Cardinäle, ihn vertheidigte und in Schutz nahm gegen die
Widersacher des Baues von Sanct Peter, Welche, nicht um
seiner Schuld Willen, wie sie sagten, sondern um seiner Helfers-
helfer Wegen, ihn jener Autorität berauben wollten, die ihm
von Papst Paul durch ein Motupropriof von dem etwas weiter
unten geredet werden wird, war ertheilt worden, oder sie doch
Wenigstens einschränken; und derart vertheidigte er ihn, dass
er ihm nicht nur das Motuproprio bestätigte, sondern ihn
mit vielen würdigen Worten ehrte, und Weder mehr den Klagen
der Umstehenden noch Anderen Gehör schenkte. Michel Angelo
kennt (wie er mir oftmals gesagt hat) die Liebe und das
Wohlwollen Seiner Heiligkeit gegen ihn, sowie die Rücksichten,
die er gegen ihn hat, und weil er ihm seine Dienste nicht da-
gegen in den Tausch geben und ihm zeigen kann, dass er es
wohl erkennt, so ist ihm der Rest des Lebens Weniger lieb, da
er ihm unnütz und gegen seine Heiligkeit undankbar zu sein
scheint. Ein Ding (wie er zu sagen pHegt) tröstet ihn einiger-
massen, dass er nämlich, da er weiss, wie klug Seine Heiligkeit
ist, dadurch bei ihr entschuldigt zu sein hofft, und dass sein
1 Das Motoproprio, von dem hier gesprochen wird, ist vom 23. Jänner
1552, in lateinischer Sprache geschrieben, an Michel Angele direct gerichtet
und zuerst von Bonnani, "Templi Vaticnni historia", pag. S0 -82, veröffentlicht.
Das Original ist in der Casa Buonarroli. In diesem Breve bestätigt Julius III.
den Michel Angele als Architekten von S. Pictro in derselben Weise, wie es
Paul III. gethan hat.