78
LEBEN DES MICH]
CL ANGELO
BUONARROTI.
hat machen lassen und jetzt in seiner Villa Giulial machen
lässt (ein Denkmal und Unternehmen, würdig eines so hohen und
vornehmen Geistes, wie des seinigen), die angefüllt ist von antiken
und neuen Statuen und von einer so grossen Mannigfaltigkeit
der schönsten Steine und kostbaren Säulen, von Stukkaturen,
von Gemälden und jeder Art von Zierrath, von Welcher ich
mir Vorbehalte, ein andermal zu schreiben, als einer, die ein
besonderes Werk verlangt und für jetzt noch nicht ihre Voll-
endung erhalten hat. Er hat den Michel Angelo nicht benützt,
um ihn arbeiten zu machen, weil er das Alter berücksichtigte,
in welchem er sich befindet. Er kennt seine Grösse sehr Wohl
und freut sich ihrer, aber er hütet sich, ihm mehr aufzubürden,
als ihm genehm ist, welche Rücksicht, meines Erachtens, dem
Michel Angelo mehr zum Rubine gereicht, als irgend Welche
Arbeiten, Womit ihn die anderen Päpste beschäftigt haben. Es
ist wahr, dass bei den Werken der Malerei und Baukunst, die
Seine Heiligkeit unausgesetzt ausführen lässt, er ihn fast immer
um seine Meinung und Urtheil angeht und dabei gar oft die
Künstler ihn bis in sein Haus aufsuchen heisst. Es thut mir
leid und auch Seiner Heiligkeit thut es leid, dass er wegen
einer gewissen natürlichen Furchtsamkeit oder vielmehr Hoch-
achtung oder Ehrfürchtigkeit, Welche von Einigen Hochmuth
genannt wird, keinen Gebrauch macht von dem Wohlwollen, der
Güte und freigebigen Natur eines solchen, ihm so geneigten Papstes,
welcher, wie ich es zuerst von dem hochwürdigsten Monsignor
von Forli, seinem Kämmerer, gehört habe, oftmals gesagt haben
soll, dass er gerne (wenn es IUÖgllClI wäre) sich von Seincn
Jahren und dem eigenen Blute entziehen würde, um sie dem
Leben desselbigen zuzugeben, auf dass die Welt nicht so bald
eines solchen Mannes verlustig ginge. Welches ich auch, da ich
llulius III. baute (1550-1553) die Villa Giulia jetzt Vignn di
Papa Giulio in der Via Flaminia vor der Porla del Popolo. Gegenwärtig
ist sie, obwohl theilwcisc Ruine und nicht mehr als Ein Ganzes dastchend,
Gegenstand der Bewunderung von KÜHSÜCFII und KunstfrcLiiuleii. An ihr
haben Michcl Angeln, Vnsnri, Vignola und Ammanati gearbeitet. BLIFCkIHITLII
bemerkt mit Recht, dass diese Villa nicht in gleichem Grade intcressiren
könne, wie Farnesina oder die Villn Mndnma; aber als Hleczte Villa der
Renaissance" sei sie dochesehr sehenswerth.