Volltext: Das Leben des Michelangelo Buonarroti

70 
MICHEL ANGELO BUONARROTI. 
LEBEN DES 
andere gibt mit dem geöffneten Buche in der Hand, in welchem 
einleglicher lesend und das vergangene Leben crkenncnd, gleichsam 
aus sich selber _über sich zu richten hat. Auf den Schall dieser 
Trompeten sieht man auf der Erde sich die Gräber öffnen und 
das menschliche Geschlecht heraussteigen mit verschiedenen und 
wunderbaren Geberden, währenddcm Einige, nach der Weis- 
sagung des Ezechiel, nur ihre Gebeine vereinigt haben, sind 
Andere halb mit Fleisch bekleidet, Andere ganz. Der Eine nackt, 
der Andere mit den Leintüchern oder Bettlaken bekleidet, in 
welche gehüllt er zu Grabe getragen worden, und aus denen 
er herauszuwickeln sich bestrebt. Unter diesen gibt es Einige, 
die noch nicht völlig erwacht zu sein scheinen und, indem sie 
zum Himmel aufblicken, gleichsam ungewiss sind, wohin die 
göttliche Gerechtigkeit sie rufe. Da ist es ein ergötzlich" Ding, 
zu sehen, wie Einige mit Mühe und Anstrengung aus der Erde 
heraussteigen, und Andere mit ausgestreckten Armen den Flug 
zum Himmel nehmen, Andere ihn schon genommen haben, in 
die Lüfte erhoben, der Eine mehr, der Andere weniger, in ver- 
schiedenen Geberden und Weisen. Ueber den Engeln mit den 
Trompeten ist der Sohn Gottes in Majestät, den Arm und die 
mächtige Rechte erhoben, in der Weise eines Mannes, der erzürnt 
die Schuldigen verilucht und sie von seinem Angesichte in das 
ewige Feuer verjagt, und mit der nach der rechten Seite ge- 
streckten Linken scheint er liebevoll die Guten zu versammeln. 
Auf seinen Richtersprtich sieht man die Engel zwischen Himmel 
und Erde, gleichsam als Vollzieher des göttlichen Spruches, auf 
der Rechten den Auserwählten zu Hilfe eilen, denen der Flug 
von den bösen Geistern gehindert wird, und auf der Linken 
die Verdammten zur Erde zurückdrängen, die sich durch ihre 
Verwegenheit schon emporgehoben hatten, welche Verdammten 
jedoch von den bösen Geistern herabgezogen werden, die Hoch- 
müthigei] bei den Haaren, die Wollüstigen bei den Schamtheilen, 
und so fort jeder Lasterhafte bei dem Gliede, durch das er 
gesündigt hatte. Unterhalb dieser Vertiammten sieht man den 
Charon mit seinem Nachen, so wie ihn Dantel in seiner Hölle 
 1 Die Stellen im 
Inferno, cant. 3, v. 82- 
Danlc, auf welche 
430, cant. 5, v. 4- 
hier 
-1 2. 
Condivi 
hindeutet,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.