BEN
ES MICHEL
ANGELO
BUONARROTI.
jene üble und falsche Meinung auszurotten, die in den Köpfen
der Menschen eingewurzelt war, dass er 16.000 Scudi erhalten
habe und das nicht machen wollte, was er zu machen verpflichtet
war. Weder das Eine, noch das Andere ist wahr gewesen, indem
er von Julius' für das Grabmal nichts erhalten hatte, als jene
loooDucaten, die er in so vielen Monaten in Carrara beim Brechen
des Marmors verausgabt hatte. Und wie konnte er später Geld
von ihm erlangen, da er anderen Sinnes geworden und nichts
mehr vom Grabmale hören wollte? Ueber jene Gelder, die er
nach dem Tode von Papst Julius von den zwei Cardinälen, den
Testaments-Vollstreckern, erhalten hatte, besitzt er die urkund-
liche Beglaubigung von der Hand des Notars, die ihm der
Horentinische Bürger Bernardo Bini zugeschickt (welcher der
Depositar war und die Gelder auszahlte), die sich vielleicht auf
3000 Scudi beliefen. Bei alledem war nie ein Mensch bereitwilliger
zu irgend einer Arbeit, als er zu dieser, sowohl Weil er wusste,
welchen Ruf er dadurch erlangen würde, als auch wegen des
Angedenkens, in welchem er stets die benedeite Seele des
Papstes Julius gehabt hat, dessentwegen er das Haus derer
von Rovere und besonders die Herzoge von Urbino geehrt und
geliebt hat und um derer Willen er zweien Piipsten die Zähne
gezeigt hatte, wie es erzählt worden, die ihn von dieser Unter-
nehmung abziehen wollten, und das ist es, worüber Michel
Angelo sich beklagt, dass er statt des Dankes, der ihm gebührte,
Hass dafür davongetragen und Schande erworben hatte.
Llll. Aber zum Papst Paulil zurückzukehren, sage ich,
dass, als er nach dem letzten zwischen des Herzogs Excellenz
1 Die Gerüchte, welche über die Honorarangelegenheit des Grabmales
Papst Julius Il. damals im Llmlaufc waren, scheinen Michel Angeln und seine
PH-euntle sehr in Aufregung gebracht zu haben. Nur so ist es begreiflich,
tlass Condivi dieser Sache ein eigenes Capitel widmet. Gegenwärtig ist man
darüber ziemlich genau orientirt," zumeist durch die von Gaye publicirtcxi
hinlänglich bekannten Urkunden.
2 Mit dem Breve vom I. September 1535 berief Paul lll. den Michel
Angelo zum Supremu architetto, scultorc e pitlore del Palazzo apostolicti.
Ausserdem sicherte der Papst seinen Dienern die Vorrechte der päpstlichen
zu, Michel Angele aber aus Anlass des Gemäldes "Das jüngste Gericht" eine
jährliche Lebensrente von zwülfhuntlert Scudi d" oro, deren Hälfte aus den
Zolleinnahmciw am Poübergangc bei Piacenza gedeckt wurde.